Heute ist unser Flug-Tag! Nach einer Zwischenlandung in Lima kommen wir um 19:30 Uhr in Iquitos an. Es hat gefühlte 34° C bei 85 % Luftfeuchtigkeit. Ächz! Die Stadt liegt im Amazonasgebiet, hat 400 000 Einwohner und ist nur per Boot oder Flugzeug erreichbar. Autos gibt es nur wenige, dafür aber ca. 30 000 Moto-Taxis (quasi ein Motorrad mit Kutsche), die einen Höllenlärm veranstalten. Da die Taxifahrer am Flughafen mal wieder unmöglich sind und wild durcheinander schreiend auf uns zustürmen, entscheiden wir uns für einen Fahrer der das Spektakel amüsiert aus der zweiten Reihe betrachtet. Die Fahrt in die Stadt dauert ungefähr 30 min und trotz Fahrtwind fühlen wir uns total dreckig und nassgeschwitzt als wir ankommen. Am Hostel „Charapas“ haben wir uns mit Katia und Sandrine von der „Wild Group“ vom Salkantay-Trek verabredet. Nun merken wir, dass unser Fahrer doch nicht ganz unproblematisch ist, er bleibt gleich an der Rezeption stehen und verhandelt mit dem Besitzer, da er noch Vermittlungs-Provision vom Hostel kassieren will. Obwohl wir ja gezielt hierhergefahren sind und er uns ja nix empfohlen hat! Da das Hostel aber direkt an der Hauptstraße liegt und uns eh zu laut ist, schauen wir uns schnell nach einem anderen um und wechseln ins „Hostel La Casa del Frances“, bevor wir uns zum Abendessen im Restaurant „Dawn on the Amazon Café“ treffen. Hier kann man an der Promenade schön raussitzen und das Essen ist auch ziemlich gut. Mit dabei ist auch noch Francois, ein Kanadier, denn die beiden Mädels auf der Suche nach einer nicht zu teuren 4-Tages-Dschungel-Tour getroffen haben. Sie erzählen uns, dass sie sich für den Anbieter „Ecological Jungle Trips“ entschieden haben. Hört sich gut an und zu fünft bekommen wir einen Super-Preis, daher schließen wir uns kurzerhand an. Da Halloween ist, laufen wir noch ein bisschen durch die Straßen, aber das einzige was hier gefeiert wird, ist wieder der „Senor de los Milagros“, der „Herr der Wunder“, mit kitschigen Altaren mit weiß-lila Luftballons am Straßenrand und nerviger Heiligen-Musik!
Moto-Taxi
Als erstes treffen wir uns im Office des Tour-Veranstalters um zu besprechen, was wir so alles mitbringen müssen um 4 Tage Dschungel zu überleben. Alex Weill, der Besitzer, redet ohne Punkt und Komma und zeigt uns zu viele Bilder seiner Touren. Irgendwann gelingt uns dann zum Glück die Flucht! Der Inhaber des Dawn on the Amazon-Cafés hat uns fürs Frühstück das „Amazon Bistro“ empfohlen, welches unter französischer Führung ist. Und tatsächlich würde das Bistro eher nach Paris passen, als nach Iquitos. Das Frühstück ist super! Endlich mal wieder richtiges Baguette. Mmmh! Und superguten Kaffee. Da es uns draußen eh viel zu heiß und drückend ist, verbringen wir fast den ganzen Tag im gemütlichen Café, in dem es praktischerweise auch noch ziemlich schnelles, kostenloses Internet gibt! Abends essen wir mit Katia und Sandrine in der „Antica Pizzeria“.
Um 5:45 Uhr werden wir von Alex am Hostel abgeholt und bringen unser großes Gepäck zu ihm nach Hause. In zwei Autos fahren wir 120 km nach Nauta, der zweitgrößten Stadt in diesem Gebiet. Sie ist sozusagen das „Tor zum Amazonas“. Hier fahren die ganzen Schiffe ab. Wir nehmen zusammen mit unserem Guide „Halcon“ ein mit Palmwedeln gedecktes Wasser-Taxi, welches uns in ca. 2 h Fahrt bis zur Delfin-Lodge am Yarapi-Fluss, einem Seitenarm des Amazonas bringt. Unterwegs sehen wir tatsächlich Delfine vorbeischwimmen, es sind die berühmten rosa Amazonasdelfine! Die sind ziemlich groß, aber leider springen sie fast nie. Wir müssen daher mit der Rückenflosse zufrieden sein. Die Lodge steht auf Pfählen, da das Gebiet in der Regenzeit überflutet ist. Sie besteht aus 5 Zimmern, die sehr einfach sind und nur zwei Betten mit Matratze und Moskitonetz beinhalten. Zuerst machen wir etwas Pause, suchen uns passende Gummistiefel aus und unterhalten uns mit den anderen beiden Gästen, eine Französin und ein total verstochener Engländer. Die beiden machen aber nur Tagestouren in den Dschungel, übernachten dort zwar, aber kommen zu den Mahlzeiten zurück zum Camp. So ein Blödsinn! Dann geht es auf zur ersten Dschungelwanderung. Begleitet werden wir von unserem Guide Halcon und Clever, mit 14 Jahren der älteste Sohn (von insgesamt 7 Kindern!) auf der Delfin-Lodge. Es ist sein Ferienjob, außerdem will er später mal Guide werden und kann so schon mal üben. Liane bleibt in der Lodge, da sie sich nicht gut fühlt, vermutlich zu viel Sonne und zu wenig getrunken. Auf der Dschungelwanderung sehen wir eine Tarantel, eine Olive Whipsnake, Bullet Ants (tropische Riesenameisen – ihr Stich gilt als der schmerzhafteste Insektenstich der Welt und fühlt sich wohl an als würde man bei lebendigem Leib verbrennen, die Schmerzen dauern 24 Stunden lang!) und einige Pygmy Marmoset, eine ziemlich kleine Affenart hoch oben in den Bäumen. Und die ersten Moskitos sind auch schon da. Halcon empfiehlt uns die Hand an einen Baum zu halten, bis genügend Termiten draufgekrabbelt sind und uns dann mit ihnen einzureiben. Wirkt wie Antibrumm. Riecht auf jeden Fall ganz erfrischend… Außerdem können wir ein bisschen Tarzan spielen und an einer Liane durch den Dschungel schwingen. Nach dem Mittagessen (Fisch, Reis, Kartoffeln, Salat) geht es mit dem Kanu in Richtung Amazonas, wir sehen nochmal die rosa Delfine und machen dann eine kleine Wanderung auf der anderen Seite des Flusses um Faultiere zu suchen. Tatsächlich entdeckt Clever nach kurzer Wanderung durchs hohe Gras eines weit oben im Baum. Wir laufen hin und entdecken ein zweites und dann ein drittes in anderen Bäumen. Clever klettert im Affenzahn auf einen der Bäume, der nach oben hin immer dünner wird um ein Faultier nach unten zu holen. Halcon beginnt damit aus Lianen ein Seil zu basteln um das Tier damit zum Boden zu lassen. Als Clever versucht nach ihm zu greifen, stürzt es ab und fällt einige Meter, bevor es sich mit einem Arm an einem Ast festhalten kann. Wir kriegen einen Riesenschreck, aber Halcon meint, dass Faultiere öfter mal abstürzen. Sie holen für die Touris wohl immer mal wieder welche aus den Bäumen. Aber wir wollen gar nicht so in die Natur eingreifen und lassen das arme Tier jetzt lieber in Ruhe und kucken zu, wie es wieder gaaaaaanz laaaaangsaaaam nach oben klettert. An einer kleinen „Sand-Insel“ machen wir Halt und können ins Wasser und mit den rosa Delfinen schwimmen. Tatsächlich schwimmen zwei ganz nah vorbei, als sie die Geräusche von uns hören. Katia und Florian geben sich noch eine Ganzkörper-Schlammpackung. Im Spa müsste man dafür viel Geld zahlen! Dann geht es zurück in die Lodge zum Abendessen. Danach setzen wir mit dem Kanu nochmal auf die andere Seite des Flusses über und machen dort eine Nacht-Wanderung. Es ist abartig heiß, die lange Kleidung zum Moskitoschutz macht die Sache nicht besser. Nach kurzer Zeit sind wir total nassgeschwitzt. Und wir haben keine Aussicht in den nächsten 4 Tagen duschen zu können! Aber egal. Mit Taschenlampen bewaffnet stapfen wir hinter Halcon her, der den Weg mit einer Machete freimacht. Gleich nach ein paar Metern finden wir an einem Baumstamm eine handtellergroße Tarantel. Ein paar Bäume weiter sitzt ein schwarzer Skorpion, der gerade einen kleinen hellen Skorpion frisst. Halcon meint, der Schwarze ist der Böse. Wären wir jetzt echt nicht drauf gekommen! Als wir am Rande eines Tümpels entlanglaufen wird es ganz schön matschig. Länger stehenbleiben ist nicht, denn sonst versinkt man im Schlamm. Im Tümpel sieht man gar nicht weit weg im Schein der Taschenlampen die Augen von Kaimanen aufblitzen. Sie interessieren sich aber zum Glück nicht für uns. Auf dem Rückweg finden wir nochmal eine Olive Whipsnake. Sandrine springt bei jedem Ast und jedem Stück Laub das raschelt kreischend in die Luft. Was Florian ziemlich lustig findet. Zurück an der Lodge fallen wir aufgrund der ungewohnten Hitze todmüde ins Bett.
Wasser-Taxi
Pygmy Marmoset
Survival-Essen
Wo ist das Faultier?
Kannibalen-Skorpion
Tarantel
Wir werden um 6 Uhr früh geweckt und fahren gleich vor dem Frühstück mit dem Boot los um mal zu kucken, was für Tiere schon so wach sind. Einmal steigen wir aus um uns ein paar Affen genauer anzukucken, aber leider sitzen sie in den Baumwipfeln. Dann machen wir noch Halt im Dorf „Liberdad“, da wir einfach mal sehen wollen, wie die Leute hier im Amazonasgebiet so leben. Der Onkel von Halcon wohnt auch dort und wir können ihn in seinem Haus besuchen. Es besteht aus einem abgetrennten Schlafzimmer, einem Wohnzimmer, in dem aber nur eine Bank steht und der offenen Küche. Das Dorf ist um einen Fußballplatz herum gebaut, am Rand stehen Holz-Tribünen, Halcon erzählt uns, dass immer sonntags Mannschaften aus den umliegenden Dörfern kommen und dann gewettet wird und die Sieger dann das Geld mitnehmen dürfen. Ansonsten bauen die Menschen alles an, was sie so zum Leben brauchen: Mais, Yuca, Kartoffeln und anderes Gemüse. Ein Mann stampft gerade in einem großen Mörser Reis um die Körner von ihren Schalen zu befreien. Überall rennen magere Hühnchen rum. Außerdem besuchen wir noch kurz die Dorfschule, in der 24 Kinder in zwei Klassen unterrichtet werden. Katia hat Stifte für die Kinder mitgebracht über die sie sich riesig freuen. Dann fahren wir zurück zur Lodge um zu frühstücken, es gibt leckere Pancakes mit Marmelade und Kaffee. Nun beginnt das eigentliche Dschungel-Abenteuer, denn wir werden jetzt drei Tage und zwei Nächte dort verbringen. Halcon meint, theoretisch braucht man nur eine Machete, um im Dschungel überleben zu können. Das wollen wir dann aber doch nicht ausprobieren. Nach dem Frühstück beladen Halcon und Clever daher das Boot und auch wir packen unsere 7 Sachen zusammen. Dann fahren wir den Rio Yarapi entlang tiefer in den Dschungel hinein. Je weiter wir fahren, desto mehr Baumstämme liegen im Wasser und desto mehr Seerosen und andere Wassergewächse wuchern an der Oberfläche. Halcon sitzt vorne auf dem Kanu und gibt Rechts-/Links-Anweisungen und Clever ist der Steuermann. Über die Baumstämme kommen wir mit genug Schwung meistens drüber, wobei es jedes Mal ein Balanceakt ist. Ab und zu bleiben wir in leichter Schräglage an einem Stamm hängen, einmal müssen Halcon und Clever baden gehen, bzw. sogar tauchen um das Boot wieder flott zu bekommen. Schließlich halten wir an und laden unsere Ausrüstung aus. Da wir nicht direkt am Fluss sondern tiefer im Dschungel übernachten wollen, laufen wir ca. 1 h durch den dichten Wald, bis wir eine geeignete Stelle finden an der wir unser Lager aufschlagen. Das heißt konkret: Zwei Bäume finden, die nicht zu nah und nicht zu weit auseinander stehen und die Hängematte dazwischen aufhängen. Um die Hängematte herum ist eine Art Stoffzelt, das gleichzeitig auch als Moskitoschutz fungiert. Bisher sind die Viecher zwar einigermaßen zurückhaltend, aber man weiß ja nie! Nachdem wir alles aufgebaut haben, laufen wir zurück zum Fluss, wo Clever (!) schon das Mittagessen gekocht hat. Es gibt Spaghetti mit Tomatensoße. Hat er echt super hinbekommen! Sobald man sich nicht bewegt sind doch gleich etliche Moskitos da. Wir sind gerade fertig mit dem Essen und fangen an zu angeln, als es zu regnen beginnt. Innerhalb kürzester Zeit sind wir klatschnass, trotz dem grünen Poncho den wir uns extra noch gekauft haben. Aber die Qualität ist so schlecht, dass nach 1 Minute die Nähte an den Ärmeln halb offen sind und überhaupt läuft überall das Wasser rein. Ohne Poncho wären wir auch nicht nasser geworden! Egal. Die Angeln hat Halcon zuvor aus Ästen, Nylonschnur und Haken hergestellt. Wir verwenden zunächst Brot als Köder, bis ein kleiner Catfish anbeißt. Halcon schneidet ihn in Stücke und wir benutzen sie als Köder, damit größere Fische und auch Piranhas anbeißen. Und tatsächlich dauert es nicht lange, bis bei Katia ein kleiner Piranha anbeisst. Als sie die Angel hochreißt und der Fisch an der Schnur durch die Luft fliegt, fällt sie vor Schreck hin, landet aber zum Glück gerade noch im Boot. Der nächste Fisch, der bei Liane anbeißt, wehrt sich so arg, dass die Angel abbricht! Da Sandrine, als überzeugte Vegetarierin nicht mitmacht, haben wir zum Glück noch eine Rute übrig. Wir versuchen unser Glück also in strömendem Regen noch ein bisschen weiter. Liane erwischt schließlich auch einen Piranha, der sich allerdings von der Leine befreien kann und ins Boot fällt. Wir wollen gleich mal ein „Hab ich gefangen“-Foto machen, aber der Fisch ist vom Dreck im Boot ganz braun und nicht als Piranha zu erkennen. Deshalb will Liane ihn waschen, als er sich nicht mehr bewegt. Leider ist es ein schlauer Fisch, der sich nur tot stellt und sich, als er mit dem Wasser in Berührung kommt, glitschig zappelnd befreien kann. Kommentar Florian: „Bleeed halt!“ Florian fängt auch noch einen Piranha und Liane ganz zum Schluss einen kleinen Oscar-Fisch. Bevor wir zurückfahren und die Sachen zusammenpacken, die wir vorher zum Schutz vor dem Regen nur schnell unter eine Plastikplane geschmissen hatten. Allerdings wird es schon dunkel und wir müssen ja noch zum Lager laufen. Deshalb beschließen wir nur das nötigste mitzunehmen und machen uns gleich auf den Weg. Halcon hat den Pfad gekennzeichnet, indem er mit der Machete alle paar Meter die Rinde der Bäume eingeritzt hat. Zum Abendessen gibt es Kaffee und Tee und trockenes Brot, alles andere ist am Fluss geblieben. Sobald die Dunkelheit einbricht schwirren doch viele Moskitos herum – warum fliegen die eigentlich immer zu den Ohren?! Deshalb liegen wir um 20:00 Uhr schon in unseren Hängematten und lauschen den Geräuschen des Dschungels. Es ist ganz schön laut! Überall quaken Frösche, brüllen Affen und krächzen Papageien.
Liberdad
Dorfkirche
Schulweg
Achtung Kopf!
Aufbau Dschungel-Camp
Fertig!
Angebissen II
Da es morgens früh hell ist und der Zeltstoff durchscheinend ist, sind wir früh wach. Wir brechen unsere Zelte ab und laufen zurück zum Fluss, wo Clever, der vorausgelaufen ist, schon das Kaffeewasser überm Feuer heißgemacht hat. Zum Frühstück gibt es Tortillas, mit Mehl , Wasser, Eiern, Kraut und Tomaten. Das Ganze in viel Öl gebacken. Während wir alles zusammenpacken und auf dem Boot verladen, erzählt uns Francois eine unglaubliche Geschichte, die er in Kolumbien in einem Hostel erlebt hat: Er ist nachts aufgewacht, als er ein Kitzeln in der Nase gespürt hat. Das Tierchen wollte aber freiwillig nicht wieder rauskommen, daher hat er so lange an der Nase rumgedrückt, bis es dann wohl tot war. Leider kam es auch durch Schnäuzen nicht raus und so blieb es drin und fing am nächsten Tag dann noch an zu stinken! Bevor er am Tag darauf ins Krankenhaus fahren konnte um es entfernen zu lassen, kam es dann doch beim Naseputzen raus und entpuppte sich als ca. 3 cm große Kakerlake. Waaaah, wie eklig! Uns schüttelt es schon beim Gedanken daran!!! Dann fahren wir mit dem Boot nochmal weiter den Rio Yarapi hoch, bei einem weiteren unfreiwilligen Stopp auf einem Baumstamm geht Halcons Rucksack über Board und wir müssen ein Stückchen zurückrudern. Zum Glück ist so viel Luft im Rucksack, daß er nicht untergeht! Nach 20 min Fahrt machen wir eine Dschungelwanderung zu der wir lustigerweise auch die Angeln mitnehmen. Sandrine hat derweil beschlossen, dass der Dschungel nicht so ihr Ding ist und Clever bringt sie daher mit dem Boot zurück zur Lodge, von wo sie zusammen mit dem Engländer am gleichen Tag zurück nach Iquitos fährt. Der Rest der Gruppe läuft mit Halcon quer durch den Dschungel, auf der Suche nach Tieren. Plötzlich hören wir ein komisches Geräusch. Hunde!!! Im Dschungel??? Nein, erklärt uns Halcon, das ist der „Horned Screamer“, ein ziemlich großer, schwarz-weißer Vogel. Wir sehen dann auch gleich drei Exemplare auf einem Baum in der Nähe. Etwas weiter kommen wir zu einem kleinen Fluss mitten im Dschungel. Aha, dafür dann auch die Angeln. Der Oskarfisch muss als Köder herhalten, aber so richtig anbeißen will nichts. Das Wasser ist auch nicht sehr tief. Aber immerhin fangen wir drei kleine Wolffische! Plötzlich fängt es ohne große Vorwarnung an zu schütten wie aus Kübeln. Wir sind sofort klatschnass, die Bäume halten den Regen nicht wirklich ab. Wir laufen noch ein Stückchen weiter in den Dschungel hinein, Halcon erklärt uns verschiedene Heilpflanzen. Zum Beispiel gibt es hier einen Baum namens „Umos“, dessen Rinde wird mit der Machete etwas abgeschabt, riecht sehr frisch und holzig, und ist das beste Mittel bei juckenden Stichen. Es hört auch bald auf zu regnen, dafür dampft nun alles und es wird sehr, sehr heiß! Die Moskitos freuen sich auch, dass der Regen aufgehört hat und frisches Blut durch den Dschungel läuft. Nix wie weg! Auf dem Rückweg läuft Florian gegen eine auf Halshöhe quer über den Weg hängende Liane. Nur Minuten später leuchtet an seinem Hals ein knallrotes Würgemal. Eigentlich sollte er doch wissen, dass man sich mit einer Liane besser nicht anlegt! ;-) Zurück am Rio Yarapi „trampen“ wir mit einem anderen Boot zurück zum Lager. Hier ist Clever schon fast fertig mit dem Mittagessen kochen. Wir fangen gleich an unsere Hängematten und Zelte aufzubauen mit einer Plane als Regenschutz obendrüber. Das ist auch dringend nötig, denn schon bevor wir essen können fängt es wieder an zu regnen. Wir verkriechen uns daher unter die Plane eines Schlafplatzes, damit das leckere Essen nicht so verwässert! Da es einfach nicht aufhören will zu regnen, beschließen wir eine Mittagspause zu machen. Jeder verzieht sich in seine Hängematte und schläft eine Runde bis es aufhört. In der Zwischenzeit bauen Halcon und Clever aus einer Plane einen richtigen Unterstand, damit auch das Feuer vor dem Regen geschützt ist. Nach dem Kaffee wird es auch schon dunkel und wir starten mit dem Boot zu einer Nachtfahrt um die am und im Fluss lebenden Tiere zu hören und zu sehen. Leider hören wir nur und sehen nix. Gar nix! Immerhin zeigt uns Halcon noch, wie die Indianer mit Hilfe eines Speers die in Ufernähe schlafenden Fische fangen. Besser gesagt aufspießen. Francois will das auch unbedingt probieren, aber ohne Erfolg. Dann haben wir genug und wir fahren zurück zum Camp, wo eine leckere Suppe auf uns wartet. Diese schlingen wir aber hinunter, weil sich bei den Moskitos wohl herumgesprochen hat, dass es frisches Blut im Dschungel gibt. Allerdings erzählt uns Halcon, dass man hier in der Regenzeit, wenn alles überflutet ist, vor lauter Moskitos seinen Arm nicht mehr sehen könnte, so würden die über einen herfallen. Na, zum Glück sind wir in der Trockenzeit da! So schnell wie möglich verschwinden wir jeder in seinem Zelt. Im Dschungel zu sein ist aber auch anstrengend! Hitze und Feuchtigkeit und dann auch noch Wandern…
Tortillas zum Frühstück
klares, reines Wasser aus dem Ast
Nach dem frühen Frühstück bauen wir die Zelte ab, verstauen alles im Boot und machen uns auf den Weg zurück in Richtung Lodge. Durch die Regenfälle am Vortag und in der Nacht ist der Fluss ziemlich angestiegen und man kann die Baumstämme noch schlechter sehen als vorher. Ein paarmal klappt es durch ordentlich Gas geben wieder freizukommen, aber dann hängen wir richtig fest. Und zwar so schräg, dass Wasser ins Boot läuft! Halcon und Clever „steigen aus“, d. h. sie stehen rechts und links auf die Baumstämme auf denen wir festsitzen und versuchen das Boot davon herunter zu heben. Ohne Erfolg. Zuerst müssen drei Leute ganz nach vorne sitzen. Bringt nix. Dann muss Liane aussteigen und auf den Baumstamm mitten im Wasser stehen. Immerhin ist der relativ breit und stabil. Immer noch zu schwer, also muss Katia auch raus auf den Stamm. Aber erst als Francois noch mithilft das Boot anzuheben, kommen wir los und können weiterfahren. War aber ganz schön knapp. Viel hätte nicht gefehlt und wir wären – mal wieder – gekentert! Je weiter wir zur Lodge kommen, desto breiter wird der Fluss und desto weniger Baumstämme liegen im Wasser. Unterwegs sehen wir noch zwei Aras ganz versteckt hoch oben im Baum sitzen und einen Leguan, der gerade einen Baum hochklettert. In der Lodge ruhen wir uns ein bisschen aus, essen dann zu Mittag und machen uns dann mit dem Wasser-Taxi auf den Weg zurück nach Nauta. Dort werden wir mit dem Auto abgeholt und fahren wieder die ganze lange Strecke zurück nach Iquitos, wo wir um 18:00 Uhr ankommen. Wir haben uns schon vor der Dschungeltour ein anderes Hostel gesucht, das „Yacuruna Inn“. Als allererstes stehen wir unter die herrlich kalte Dusche. So nötig hatten wir die noch nie zuvor! Auf 19:00 Uhr verabreden wir uns mit den beiden Mädels zum Abendessen im „Amazon Bistro“, wo wir uns nach den anstrengenden 4 Tagen ein frisch gebackenes, innen noch flüssiges, unglaublich leckeres Schokotörtchen gönnen! Mmmmjam!
Lianen-Würgemal
Sowas von festgefahren!
Dschungel-Überlebende
Schokotörtchen!!! *schmelz*
Heute ist definitiv eines angesagt: Ausschlafen! Nachdem wir feststellen, dass das Frühstück im Hostel absolut ungenießbar ist, essen wir eine Kleinigkeit in einem Café und machen uns dann auf zum Markt im Stadtteil Belen. Der Markt zieht sich über mehrere Straßen und Gebäude und es gibt wohl nichts was es nicht gibt. Eine Sektion mit Früchten, eine mit fangfrischen Fischen, die zum Teil noch zappeln, eine mit kitschigem Krimskrams, und eine mit Kräutern, Tinkturen und alles was ein Schamane so braucht. Hier werden auch einige illegale Souvenirs angeboten, wie z.B. die Haut einer Schlange oder die Füße eines Kaimans als Trophäe zum Aufstellen. Es ist ein ziemliches Gewühle und man tut gut daran, alles Wertvolle im Hostel zu lassen. Auf dem Heimweg werden wir von einem Europäer mit auffallend blauen Augen angesprochen, ob wir Hilfe benötigen oder wir ihm helfen können. Uns ist gleich klar, wen wir hier vor uns haben, da in einer Tourizeitung und in verschiedenen Hostels vor diesem Typen gewarnt wurde. Er ist wohl Amerikaner und schon seit Jahren in Iquitos. Er spricht anscheinend immer wieder Touris an, und bittet um Geld für eine dringende Arztbehandlung. Wir sagen ihm ganz klar, dass wir wissen wer er ist und wir vor ihm gewarnt wurden und er mit seinen Lügen bei uns nicht weiterkommt. Er ist ziemlich verdutzt und verzieht sich auch gleich, beobachtet uns aber noch eine Weile. Unglaublich! Wir setzen uns den Rest des Tages bei gutem Kaffee und leckerer selbstgemachter Limonade ins „Amazon Bistro“ und schreiben Mails und machen einen neuen Blogeintrag. Abends kommen Sandrine und Katia dazu und wir essen mit ihnen zu Abend. Da wir noch nicht müde sind, gehen wir zusammen in eines der vielen Kasinos. Die beiden Mädels haben auch gleich Glück und hören noch rechtzeitig mit Gewinn auf. Uns wird dagegen in einem kurzen unbeobachteten Augenblick der Becher mit den Spielchips von der neben uns sitzenden älteren Frau geklaut! Wir sprechen sie an, ob das nicht unser Becher ist. Sie streitet es ab, aber sie reagiert ziemlich nervös, daher holen wir jemanden vom Personal und erklären die Situation. Sie ist wohl Stammgast und macht so etwas öfters. Wir bekommen die Chips vom Casino ersetzt. Wir haben nun auf jeden Fall keine Lust mehr und gehen zurück zum Hostel.
Harnischwelse
Proteine am Spieß!
Heute fahren wir mit dem Moto-Taxi ca. eine halbe Stunde in Richtung Nauta, hier ist das IIAP, ein Zentrum in dem verwaiste Manatis aufgezogen und für ein Leben in Freiheit vorbereitet werden. Am Eingang haben wir zunächst das Problem, dass der Angestellte uns partout nicht reinlassen will, ohne dass wir ihm unsere Ausweise gezeigt haben. Wofür das nötig sein soll verstehen wir überhaupt nicht, da es sich ja eigentlich nur um eine Art Zoo handelt. Aber gut. Nach einiger Diskussion in Hand-Fuß-Spanisch – zurück in die Stadt fahren und die Ausweise holen kann ja wohl nicht sein Ernst sein – geben wir ihm zwei Kreditkarten und dürfen passieren. Das soll mal jemand verstehen!? Zum Glück treffen wir dann gleich auf einen Angestellten, der gerade haufenweise Grünpflanzen in einen kleinen See schüttet. Er heißt Leonardo, kann super Englisch und bietet uns eine Führung an. Klasse! In einem kleinen Becken schwimmt ein ganz junger Manati, dieser ist gerade erst „eingeliefert“ worden und befindet sich in Quarantäne. Aber ein Becken weiter schwimmen zwei etwas größere Manatis, Nauta, 1 Jahr und 10 Monate und Yuri, 1 Jahr und 6 Monate um die 60 Kilogramm schwer. Sie werden mit der Flasche aufgezogen, die Milch wird in den USA im Dallas World Aquarium hergestellt und die Menge, die die kleinen Manatis alle zwei Tage wegschlabbern kostet 80 $! Wir dürfen ihnen eine Flasche geben, und es ist echt faszinierend wie diese Tiere mit ihren Lippen, die wie Finger sind, die Flasche umfassen. Außerdem bekommen sie noch Bananen gefüttert. Leonardo erzählt uns noch ein bisschen über die Tiere und warum sie so wichtig für die Natur im Amazonasgebiet sind. Die Tiere fressen nämlich jeden Tag ungefähr 5-10 % ihres Körpergewichts (bis zu 500 kg) an Wasserpflanzen. Wenn sie dies nicht tun würden, würden die Seen und Flüsse zuwuchern, es würde keine Sonne mehr ins Wasser kommen und die Fische würden sterben. Leider bekommen die Tiere nur alle 4-5 Jahre ein Junges, was natürlich nicht gerade zur massenhaften Vermehrung beiträgt. Sie haben noch 4 ausgewachsene Tiere im See außerhalb, diese gewöhnen sich gerade daran, dass sie sich ihr Futter selbst suchen müssen und keinen Kontakt mehr mit Menschen haben. Vor einigen Wochen wurden erfolgreich 5 Tiere in die Freiheit entlassen. Diese werden nun über ein Jahr mit Hilfe von Sensoren überwacht. Echt interessant und eine tolle Einrichtung, die privat und über Spenden finanziert wird. Wir machen uns auf zurück in die Stadt und holen bei Alex im Büro einen Beutel mit Sachen ab, die Katia in der Dschungel-Lodge vergessen hatte. Dabei treffen wir noch Tobi, der morgen die Dschungel-Tour startet und dabei unbedingt zur Bewusstseinserweiterung die Dschungel-Droge „Ayahuasca“ probieren will. Das ist ein aus einer Liane hergestelltes Halluzinogen. Danach wollen wir im Restaurant „Al Frío y Al Fuego“ etwas außerhalb der Stadt zu Abend essen. Leider ist montags zu. Aber unser Moto-Taxi-Fahrer empfiehlt uns ein anderes, original peruanisches Restaurant und fährt uns direkt hin. Hier gibt es verschiedenste Spieße (Hühnchen, Fisch, Gemüse) die mit einer leckeren Limetten-Marinade gegrillt werden, dazu gibt es Yuca und Salat. Außer uns sind nur Einheimische da und das Restaurant ist sehr gut besucht, das ist immer ein gutes Zeichen!
abgetauchter Manati
neugieriger Manati
Manati-Fütterung
"Greif-Lippen"
Bei unserem Moto-Taxi-Fahrer hatten wir gestern noch nach einem Guide für Belen gefragt, da wir gerne mal gesehen hätten, wie die Leute dort leben, es aber nicht gerade ungefährlich ist alleine hinzugehen. Daher treffen wir uns um 9:00 Uhr mit unserem Guide Andre, der zunächst allerdings einen viel zu hohen Preis nennt. Nachdem er mehr als 50 % runtergegangen ist, sind wir einverstanden. Zunächst laufen wir mit ihm nochmal über den Markt, er erklärt uns alle möglichen Dinge, vor allem in einer Straße in der es die Kräuter und Flüssigkeiten für diverse Krankheiten und schamanische Rituale gibt. Teilweise ist das Zeug nicht ohne und bewirkt Halluzinationen, daher sollte man es nur mit dem „Schamanen seines Vertrauens“ einnehmen. Wir verzichten dankend. Vermutlich hat der komische Ami mit den blauen Augen zu viel von dem Zeug intus! Wir laufen immer tiefer in das Marktgewühl hinein, bis wir an einer Art Plaza stehen. Hier sieht man an den Häuserwänden den Pegelstand vom Hochwasser der letzten Regenzeit, d.h. in dieser Zeit können die Bewohner aus dem zweiten Stock direkt ins Boot einsteigen! Die unteren Stockwerke werden dann immer vor der Regenzeit komplett geräumt. Der Markt erstreckt sich bis zum Wasser, die Waren sind hier etwas günstiger als oben auf dem Markt, weil sie nicht erst weiter zum Markt transportiert werden müssen. Wir trinken einen frischen, ungesüßten „Purple-Corn-Saft“, sehr erfrischend! Dann fahren wir mit einem Kanu auf die andere Seite des Flusses und machen dort einen Spaziergang zu den schwimmenden Häusern, die im Moment aber alle auf dem Boden stehen, da ja kein Hochwasser ist. An vielen Häusern wird ein bisschen gebaut und ausgebessert um für das nächste Hochwasser bereit zu sein. In manchen Häusern gibt es kleine Shops. Die Schule steht auf hohen Betonstelzen. Das Wasser steigt bei Hochwasser bis zu 6 m hoch. In den zwei Monaten in denen das Gebiet überschwemmt ist, ist dann auch kein Unterricht, weil es zu gefährlich wäre, jeden Tag hierherzukommen. Wir laufen noch ein Stück am Wasser entlang, ins nächste Dorf. Auf dem Rückweg nehmen wir wieder ein Kanu auf die andere Seite, essen dort noch eine frische Wassermelone mit ganz vielen Kernen, eigentlich sind es eher Kerne mit ein bisschen Wassermelone. Am Ufer liegt ein schwimmendes Haus, welches wir besichtigen dürfen. Die Küche ist außerhalb des Hauses und besteht nur aus einem Tisch und einer Kochstelle. Auch das „Klo“ ist außerhalb, es ist eigentlich nur ein 1 m² großer Holzverschlag mit einem Loch. Die Fäkalien landen direkt im Fluss. Im gleichen Fluss wird aber auch die Wäsche gewaschen und gebadet. Na lecker! Aber unser Guide meint, dass wär alles halb so schlimm, schließlich gibt es Fische, die wirklich alles essen. Na dann. Und die Fische werden dann gefangen und… Okay, nicht drüber nachdenken! Dann laufen wir noch auf dieser Seite durchs Dorf, besuchen ein paar Verwandte von unserem Guide, bevor wir uns durch den Markt hindurch auf den Rückweg machen. Es war auf jeden Fall sehr interessant zu sehen, wie die Leute hier wohnen! Da wir noch keinen Hunger haben setzen wir uns nochmal auf einen Kaffee ins „Amazon Bistro“. Gegen 16:30 Uhr wollen wir dann nochmal einen Versuch starten, ins „Al Frío y Al Fuego“ zu gehen. Es bleibt leider beim Versuch, da von 16:00 -19:00 Uhr geschlossen ist. Mist! Und wir hatten beim ersten Mal extra gefragt, ob durchgehend auf ist! Wir landen schließlich im „Karma Café“, wo wir noch eine Kleinigkeit essen, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen und zurück nach Lima fliegen. In Lima kommen wir um 21:30 Uhr an.
Belen Market
Honig-Produktion
Krokodil-Fuß-Angriff
Darf's noch ein Baby sein?
Schwimmende Häuser (ohne Überflutung)
Toilette am Fluss
Hier das ganze Album: