Kaffee rösten im Orosi-Tal
Wir frühstücken und beobachten dabei einen kleinen Verkehrsunfall direkt vor dem Hotel. In Costa Rica gilt die Regel: Autos so stehen lassen, bis zuerst die Polizei und dann einer von der Versicherung da war. Das kann unter Umständen schon mal einige Stunden dauern und so lange ist die Straße dann halt dicht! In Deutschland würde man bei so einem kleinen Blechschaden eher noch einen Extra-Strafzettel für Verkehrsbehinderung bekommen. Das Wetter ist zwar immer noch total übel, aber wir fahren trotzdem den Irazu hoch. Irgendwas wird man schon sehen… Oben angekommen ist totale Nebelsuppe. Selbst der Typ am Eingang meint, nöö, heute wird das wohl eher nix. Wir kucken trotzdem nach, aber mehr als 5 m weit kann man echt nicht sehen! Wir laufen ein bisschen am Vulkanrand herum. Spaß macht das aber keinen. Wieder unten angekommen scheint mittlerweile aber sogar die Sonne!? Wir fahren ins Orosi-Tal, wo wir in der Sanchiri-Lodge ein Zimmer mit super Blick über das Tal bekommen. Nach einer kurzen Pause fahren wir nach Orosi rein und gehen zum Schwimmbad „Aguas Termales“, allerdings gibt es nur zwei kleine Hot-Pots und zwei größere kältere Schwimmbecken. Egal, bei dem mittlerweile schon wieder einsetzenden Regen genau das Richtige! Nach dem Baden essen wir im Restaurant „Delicioso Colombia & Argentina“ ein mächtig gewaltiges 400 g Rumpsteak. Das haben wir ja schon ganz schön vermisst seit Argentinien. Mmmmh!
giftgrüner Kratersee des Vulkan Irazu (bitte Fantasie anstrengen!)
Nach dem zur Abwechslung mal richtig fettigen Frühstück (Omelette mit Schinken und Käse in Öl ertränkt) ist uns halb schlecht als wir uns auf den Weg in Richtung Paraíso machen. Hier gibt es um 9:00 Uhr eine Führung auf der organischen Kaffeeplantage Finca Cristina für uns. Genau pünktlich kommen wir an und es geht auch gleich los. Die Besitzerin heißt Linda und ist mit ihrem Mann Ernesto vor über 35 Jahren aus den USA ausgewandert. Zuerst nach Panama, dann nach Costa Rica. Sie erklärt uns zuerst eine ganze Menge über die Pflanzen die auf dem Anwesen wachsen und die Tiere die hier leben und welche Vor- und Nachteile daraus entstehen für die Plantage. Insgesamt hat die Finca nur 7 Hektar, auf denen Kaffee angebaut wird. Dazwischen wachsen Bananenstauden und verschiedene Bäume, die der Regulierung von Licht und Schatten zwischen den Kaffeepflanzen dienen. Werden sie zu groß, werden die Äste einfach abgeschnitten. Dadurch, dass es hier quasi keine richtige Trockenzeit ganz ohne Regen gibt, haben die einzelnen Kaffeefrüchte unterschiedliche Reifegrade. Teilweise wurden sie vor kurzem schon reif geerntet, teilweise werden sie gerade rot, teilweise sind sie noch unreif grün. Ab dem dritten Jahr nach der Pflanzung kann geerntet werden. Linda erzählt uns, dass es einen riesigen Unterschied in der Qualität gibt, ob wirklich nur ganz reife Früchte geerntet werden oder nicht. Daher müssen sie den Pflückern den doppelten Lohn zahlen, damit diese wirklich gut aufpassen und nur reife Früchte ernten. Dies zahlt sich dann aber in einem sehr viel höheren Preis beim Verkauf aus. Nun übernimmt Ernesto die Führung: Die geernteten Früchte werden dann in einer kleinen Maschine automatisch geschält, so dass nur noch die Kaffeebohnen mit dem schleimartigen Fruchtfleisch übrig bleiben. Dieses wird von einer weiteren Maschine entfernt. Dann werden die Kaffeebohnen zum Trocknen in einer Art Gewächshaus ausgelegt und regelmäßig mit einem Holzschieber gewendet. Alternativ gibt es noch eine große Trommel an die ein Fön angeschlossen ist. Abhängig vom Wetter wird so oder so getrocknet. Danach laufen die die Bohnen durch eine Sortiermaschine, die nach dem Prinzip eines Airhockey-Tisches funktioniert: Die Bohnen werden durch Rütteln über eine geneigte Fläche transportiert, durch die aufströmende Luft sammeln sich die schweren am unteren Rand, die leichten am oberen und fallen dementsprechend in Gefäße. Die Bohnen, die in der Mitte landen werden noch einmal sortiert. Ernesto schätzt, dass ca. 90% der gesamten Ernte die schwereren Bohnen sind, die dann zu hochwertigem Kaffee verarbeitet werden. Begonnen haben die beiden mit dem Verkauf der Früchte. Später wurden die grünen, also quasi die getrockneten, Bohnen an die Röstereien verkauft. Vor ca. 4 Jahren haben sie sich einen eigenen Röster gegönnt und verkaufen nun den fertigen Kaffee unter der Eigenmarke „Finca Cristina“. In der Rösterei übernimmt wieder Linda die Vorführung und kippt 10 kg grüne Kaffeebohnen in die Rösttrommel, bei ca. 215° C. Die Temperatur geht dann ziemlich schnell auf ca. 70-90° C herunter, um dann langsam wieder auf über 200° C zu steigen um die Bohnen sanft zu rösten. Ein himmlischer Duft zieht durch den Raum! Nun können wir den Kaffee natürlich auch probieren, leider nur eine Röstung und eine Tasse pro Person. Dazu gibt es aber immerhin noch Schokokaffeebohnen. Lecker! Insgesamt geht die Führung 3 h und sie ist wirklich sehr liebevoll gemacht. Zum Abschied bekommen wir noch ein ganzes Büschel voll Bio-Bananen geschenkt, die zwar nicht schön aussehen, aber zuckersüß sind. Schließlich fahren wir weiter in Richtung San José, versuchen irgendwie zu vermeiden, mittenhindurch fahren zu müssen und kommen schließlich in Alajuela an. Von hier aus fahren wir aber direkt weiter in Richtung Poas Nationalpark, mal sehen, ob sich der dritte Vulkan unserer Costa Rica-Reise wohl zeigen wird… Unterwegs kehren wir noch in einer typischen Soda zum späten Mittagessen ein. Ein paar Kilometer vor dem Nationalpark-Eingang finden wir die „Chalets los Volcanos“, quasi ein kleines Holzhäusle mit zwei Schlafzimmern, Küchenzeile und sogar einem offenen Kamin! Die erste schlechte Überraschung erlebt Florian, als er aufs Klo gehen will, dieses ist nämlich bis obenhin voll mit Scheisse! Im wahrsten Sinne des Wortes! Florian ist da ja, vorsichtig ausgedrückt ein bisschen empfindlich, und kriegt auf der Stelle einen üblen Würgreiz, so dass die anderen alle angelaufen kommen um nachzukucken, was los ist. Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand so einen großen Haufen machen kann. Unglaublich! Wir informieren den Typen an der Rezeption, dem das Ganze höchst peinlich ist. Er erzählt etwas davon, dass die Putzfrau schon ziemlich alt ist und wohl auch vergesslich. Na wunderprächtig! Die nächste Überraschung kommt, als wir den Kamin anmachen wollen, das Holz ist nämlich nass und ein Feuer lässt sich beim besten Willen auch mit diversen Anzündern nicht entfachen. Es wird daher ziemlich kalt, da die Fenster absolut nicht dicht sind. Als wir schließlich ziemlich durchgefroren ins Bett wollen, stellt sich dieses als ziemlich eklig heraus. Das Kissen unterm Kissenbezug ist verschimmelt und das Laken und die Bettdecke fühlen sich ziemlich nass an… Na wunderbar. An eine heiße Dusche am nächsten Morgen ist auch nicht zu denken, da die Dusche auch nicht geputzt wurde und noch die Haare vom Vorgänger drin liegen.
Wir beschweren uns noch, aber da der Typ an der Rezeption nur Spanisch spricht und wir das Kapitel „Beschweren auf Spanisch“ erst später in unserem Crashkurs gelernt hätten, geben wir auf und fahren noch hoch zum Vulkan Poas. Das Wetter unten sieht gar nicht so schlecht aus, aber oben ist wieder total nebelig und es regnet. Nochmal wollen wir nicht 10 US$ Eintritt zahlen, nur um dann wieder nix zu sehen. Deshalb fahren wir wieder runter und kucken noch ein paar Longboardern zu, die in halsbrecherischem Tempo den Berg hinunterschießen. In Alajuela versuchen wir ein bezahlbares Hostel finden. Leider sind die entweder ausgebucht oder teuer. Trotzdem entscheiden sich Moni und Jürgen ein Hotel hier zu nehmen, da sie morgens um 5 Uhr schon am Flughafen sein müssen. Wir bringen sie hin, geben ihnen noch einigen „Ballast“, vor allem Souvenirs mit, die wir unterwegs gekauft hatten und verabschieden uns dann. Wir fahren zurück nach San José und geben als erstes den Mietwagen ab. Unglaubliche 1713 km sind wir in den drei Wochen gefahren. Thorsten von der Mietwagen-Firma fährt uns schnell zum Backpacker, wo wir uns für die nächsten vier Nächte einmieten. Abends gehen wir gebratenes Hühnchen essen, direkt neben dem Backpacker ist ein peruanisches Restaurant, das Valicha.
echt kleines Schlagloch (für Costa Rica)
Die nächsten drei Tage wollen wir dazu nutzen Fotos zu sortieren, Blog-Berichte und TripAdvisor-Bewertungen zu schreiben und unsere weitere Reise zu planen. Leider geht das Internet nicht im Backpacker. So ein Mist! Daher machen wir uns auf den Weg in die Stadt und sitzen dort eine Weile in einem nach Pizza und Burger riechendem Restaurant und machen den nächsten Blogeintrag fertig. Unterwegs kommen wir noch an dem Platz vorbei, wo drei Wochen vorher der riesige Weihnachtsbaum aufgestellt wurde. Nun leuchtet er in allen nur erdenklichen Farben und ist 50 m hoch! Ein Mann erzählt uns, dass sie volle 10 Tage für den Aufbau gebraucht haben. Verrückt! Als wir später zurücklaufen erfahren wir, dass das Internet immer noch nicht geht, aber morgen kommt dann vielleicht jemand vorbei um es vielleicht zu reparieren. Das sind uns zu viele Vielleicht‘s. Wir fragen im „Costa Rica Guesthouse“ gegenüber an, ob noch Zimmer frei sind. Das Doppelzimmer kostet das gleiche wie im Backpacker, ist aber viel heller und grösser und Frühstück gibt’s auch noch! Das bestätigt mal wieder die Theorie, dass die Backpacker einfach viel zu teuer sind und es meist gleich nebenan super Alternativen gibt. Leider kriegen wir das Geld nur für zwei Nächte zurück, deshalb beschließen wir halt die Nacht noch im Backpacker zu bleiben. Netterweise dürfen wir aber schon den ganzen Abend dort WiFi und den Computer benutzen.
Weihnachtskitsch pur in San José
Im Guesthouse bekommen wir am nächsten Morgen sogar gleich noch ein Frühstück. Echt super! Und Kaffee gibt’s auch den ganzen Tag for free. So gefällt uns das und wir stürzen uns gleich in die Arbeit, womit wir dann die Tage bis zum Weiterflug nach Mexico beschäftigt sind…
Hier das ganze Album: