Geocaching in Christchurch
Nachdem wir bei unseren Irrfahrten durch Christchurch ziemlich viele vom Erdbeben beschädigte oder leer stehende Gebäude gesehen haben, machen wir heute einen Spaziergang in Richtung Innenstadt. Oder zumindest das was davon übrig ist. Ein ziemlich großer Bereich ist abgesperrt, es hat ein bisschen etwas von einer Geisterstadt. Einige Bauarbeiter sind mit Aufräum- oder Abbrucharbeiten beschäftigt. An jedem Gebäude steht ein Datum und „clear“. Zum Teil noch der Zusatz „Danger“. Es gibt gerade eine heftige Diskussion, weil die Kathedrale abgerissen werden soll. Viele Bürger sind dafür die Kathedrale wieder so aufzubauen wie sie war, aber die Stadtverwaltung will stattdessen ein modernes Gotteshaus bauen. Direkt neben der Innenstadt wurde eine Containerstadt namens „Re:START“ aufgebaut, in der einige der Shops aus der gesperrten Zone ihr Geschäft weiter betreiben können. Eigentlich echt nett gemacht. Mit bunten Containern, zum Teil zweistöckig und mit Glaswänden und mit Pflanzen und Bänken überall sieht es nicht gerade provisorisch aus. Aber es muss ja auch davon ausgegangen werden, dass es Jahre dauert, bis die Innenstadt wieder zugänglich ist. Ein Stück weiter an einer Straßenecke wird gerade unter lautem Getöse ein vierstöckiges Gebäude abgerissen. Wir kucken eine Weile zu und laufen dann in Richtung Botanischer Garten. Im zugehörigen Cafe holen wir uns einen überraschend guten Kaffee und machen uns dann auf Schatzsuche. Florian hat nämlich im Internet entdeckt, dass es hier einen Geo-Cache zu heben gibt. Und da es sonst nicht wirklich viel zu tun gibt… Also geben wir die Koordinaten der ersten Station in unser Handy ein und machen uns auf den Weg. Zunächst landen wir bei der japanischen Weltfriedensglocke und einige Daten von verschiedenen Info-Tafeln zusammensuchen. Durch das Einsetzen der gefundenen Zahlen in vorgegebene Rechnungen ergeben sich dann die Koordinaten für das Final, an dem der Schatz zu finden ist. Es liegt an einem der Ausgänge des Gartens bei zwei Steinbänken. Da hinter einer der Bänke einige Palmwedel und Holzstücke verdächtig aufgeschichtet sind, was oft auf das Versteck des Caches hinweist, fängt Florian gleich an den halben Garten dahinter umzugraben. Aber da ist einfach nix zu finden. Wir kucken bei der anderen Bank, aber da ist ganz viel dichtes Grünzeug außen rum. Also sucht Florian doch nochmal um die andere Bank herum. Liane kuckt nochmal bei der anderen Bank und siehe da – zwischen Lehne und Grünzeugs ist ein kleiner Freiraum… hier ist die kleine Dose mit dem Schatz versteckt! Juhu! Florian ist zunächst ziemlich deprimiert, dass Liane wieder mal schneller war beim Schatz finden, aber das legt sich schnell wieder. Wir tragen uns in das Logbuch des Caches ein und laufen zurück in Richtung Hostel. Ganz in der Nähe unserer Unterkunft ist das „Canterbury Museum“, eine Angestellte räumt gerade die Info-Tafeln nach drinnen. Da hat Liane eine Idee: Vor ein paar Tagen in Bluff hatte die Supermarkt-Besitzerin doch gesagt, die Muscheln des Paua-Shell-Houses sind jetzt in Christchurch im Museum. Kurz nachgefragt, ja, die sind hier. Wir können noch schnell für 10 Minuten rein, bevor sie schließen. Ist ja cool! Drinnen haben sie tatsächlich zwei Räume des Hauses nachgebaut und das Wohnzimmer ist komplett mit den schönen blau-grün schimmernden Paua-Schalen tapeziert. Außerdem gibt es ein paar Bilder und Geschichten zu dem alten Ehepaar, welches all die Muscheln über Jahrzehnte hinweg aus aller Welt zusammengetragen hat. Im Anschluss daran wagen wir uns nochmal ins Straßenchaos und fahren auf den Cashmere Hill. Der wurde uns in der Touri-Info empfohlen, als wir nach einem Aussichtspunkt über Christchurch gefragt haben. Allerdings ist mal überhaupt nix ausgeschildert und wir fahren erst mal ziemlich im Seich herum. Schließlich finden wir doch noch einen Parkplatz von dem man eine einigermaßen gute Aussicht hat, aber leider ist da eine ziemlich dunkle Wolkenwand, die die Sonne schon verschluckt hat und alles ganz diesig macht. Also auf schnellstem Wege zurück nach Christchurch. Im YMCA gibt es abends für 15 NZD was zu Essen, inkl. Salat, Dessert und Getränke. Das probieren wir heute aus und es schmeckt gar nicht mal schlecht!
ganz schön viele Risse in unserem Hostel YMCA!
Warnhinweise am Absperrzaun der Innenstadt
Sperrung der gesamten Innenstadt
eines von tausenden Gebäuden, die abgerissen werden müssen
japanische Friedensglocke im Botanischen Garten
alle Zahlen zusammengesucht... auf geht's zum Final!
In der Küche treffen wir beim Frühstück vorbereiten Jana aus Eckartsweier. Dauert natürlich ein paar Sätze bis wir vom Englischen ins Deutsche, dann ins Badische wechseln und darüber feststellen, dass wir daheim keine 20 km auseinander wohnen. Die Welt ist halt echt ein Dorf! Nachdem das gestern mit dem Aussichtspunkt ja nicht so berauschend war, wagen wir nach dem späten Frühstück einen zweiten Anlauf. Dazu fahren wir in Richtung Lyttelton, einem Vorort ca. 8 km entfernt. Hier war auch das Epizentrum des verheerenden Erdbebens. Wir fahren durch ein Wohngebiet auf einen Hügel hoch, bzw. es ist eher ein ehemaliges Wohngebiet. Fast alle Häuser haben Risse, sind mit Holzbalken abgestützt oder sogar teilweise eingefallen. Bewohnt sind nur noch ein paar der Anwesen hier. Echt krass, was so ein Erdbeben anrichten kann! In Lyttelton findet grade ein „französischer Kulturtreff“ statt, mit Boule-Spiel und frischen Crepés. Noch ein Café dazu und wir sind glücklich. Schließlich fahren wir in Richtung Bishopdale, einem weiteren Vorort auf der anderen Seite von Christchurch. Hier müssen wir unser Auto bei John abgeben, er ist wohl der Onkel unseres Auto-Vermieters. Da wir vorher noch etwas Zeit haben, gehen wir noch in eine Mall und essen ein Curry beim Inder. Als wir bei John ankommen, gießt er gerade den Garten. Seit er in Rente ist, nimmt er die Autos entgegen, reinigt sie und bringt sie manchmal auch zurück nach Auckland erzählt er uns. Er bittet uns rein und wir kriegen einen Kaffee, während wir ein bisschen über Neuseeland und seine Reisen nach Europa reden. Dann fährt er uns netterweise wieder zurück zum Hostel. Auf dem Weg zeigt er uns viele Häuser, die seiner Aussage nach demnächst abgerissen werden. Krass. Ganz viele drei- oder mehr-stöckige Wohnblöcke sind darunter, die sehen von außen eigentlich noch ganz ok aus! Wir müssen noch packen, irgendwie hat sich da ganz schön viel angesammelt, in der Zeit in der wir mit dem Auto unterwegs waren! Da merkt man das nicht so…
Lyttleton, Zentrum des Erdbebens von Anfang 2011
Unser Shuttle holt uns um 5:15 Uhr direkt am YMCA ab. Eine Viertelstunde später als gewünscht, weil sie da eh Leute abholen müssen und wir dann trotzdem um 5:45 Uhr am Flughafen sind. Aber natürlich stimmt das mal wieder nicht, es sind noch drei Abholungen statt einer und das an ganz unterschiedlichen Stellen in der Stadt und der Fahrer kennt sich nicht aus und muss öfter mal in die Karte kucken. So langsam werden wir ein bisschen nervös, denn unser Flug geht schon um 6:45 Uhr und 30 Minuten vorher wird der Check-In zugemacht. Tatsächlich sind wir dann kurz nach 6:00 Uhr am Flughafen und haben unglaublicherweise zwei Minuten später schon eingecheckt. Der Flug geht erst mal nach Auckland. Hier müssen wir allerdings dann das Gepäck vom Band holen und wieder Einchecken. Ganz in der Nähe des Check-Ins steht eine große Waage. Die Gelegenheit nutzen wir doch gleich und legen mal alles Gepäck drauf, inkl. Technik-Rucksack und Foto-Ausrüstung. Puh! Abartige 59,8 kg! Damit reizen wir das Freigepäck quasi bis auf das letzte Gramm aus. Dieses mal brauchen wir geschlagene zwei Stunden bis wir endlich das Gepäck aufgegeben haben. Wir haben noch Zeit für ein schnelles Sandwich bei Subway und Florian will von den restlichen paar Dollar noch ein McSundae mit Karamell beim McDonalds holen. Da viel los ist dauert das aber leider fast 10 Minuten und durch die Handgepäckkontrolle können wir damit auch nicht. Auf dem Bildschirm steht mittlerweile zuerst „Gate closed“ und dann „Last call“ bei unserem Flug. Sch…! Jetzt aber nix wie los. Wir hetzen durch die Kontrolle und zum Gate, knallen der Stewardess unsere Boarding-Pässe auf den Tresen. Sie wirft einen kurzen Blick drauf und meint: „Ganz ruhig – wir haben noch nicht mit dem Boarding angefangen.“ Hä?! Und die Anzeige ist nur zum Spaß da, oder was?! Letztendlich hebt der Flieger mit einer Stunde Verspätung in Richtung Singapur ab. Wir haben bei JetStar gebucht, der „Billigairline“ von der australischen Quantas. Hier gibt es erfahrungsgemäß wenig Inklusivleistungen, aber dass man echt alles extra bezahlen muss ist schon krass. Schon das Gepäck war nach Gewicht gestaffelt, da musste man beim Buchen einfach mal raten, wie viel man wohl hat und hoffen, dass es stimmt. Während des Fluges sind alle Snacks, warme Gerichte, selbst die Getränke kostenpflichtig. Wenn man nicht den allgemeinen Film kucken, sondern selbst einen auswählen oder Spiele spielen will, kann man sich für 15 Dollar ein iPad mieten. Eigentlich rennen die Stewardessen die ganze Zeit nur mit dem Kredikarten-Lesegerät herum und sind am Abkassieren. Tja, so lässt sich natürlich auch Kohle machen! Nach anstrengenden 10 h Flug landen wir um 19:15 Uhr Ortszeit in Singapur. Als wir aus dem Flughafengebäude kommen, rennen wir gegen eine Hitze-Wand. Puh, nach den 20° C in Neuseeland eine ganz schön krasse Umstellung. Eva, eine Freundin aus Deutschland, arbeitet für Ihre Firma als Expat für 2 Jahre in Singapur und hat uns eingeladen. Leider ist sie jetzt gerade aber in Deutschland. Ihre Wohnung dürfen wir aber trotzdem als Quartier nutzen. Wir haben uns daher mit Toni, Ihrem Vermieter, zur Schlüsselübergabe verabredet. Also nehmen wir uns direkt ein Taxi zum „Clementiwood Condominium“ an der West Coast Road. Eva hat wirklich nicht zu viel versprochen: Die Wohnung ist echt mal schick, riesengroß, wir haben ein Gästezimmer mit eigenem Bad, im Garten leuchtet der ewiglange, blaue Pool und auf der Dachterrasse lockt das Jacuzzi. Hier lässt sich’s ein paar Tage aushalten! Wir sind total k.o., aber hungrig. Daher laufen wir noch ein paar hundert Meter zu Eva’s Lieblings-Inder „Askam House“, den sie uns wärmstens empfohlen hat. Es sind viele Einheimische hier und das Essen ist schnell fertig. Dazu gibt’s frischgepressten O-Saft! Zurück in der Wohnung fallen wir sofort in Tiefschlaf…
Hier das ganze Album: