Schlemmen am Tafelberg
Da für den nächsten Tag kein so gutes Wetter angesagt ist, machen wir uns zu Fuß auf in die Stadt und besuchen das District Six Museum. Hier ist die Apartheitsgeschichte wirklich zum Greifen nah, nicht so wie im Kwa Kuhle Museum in Durban. Es gibt viele Geschichten und Interviews von Betroffenen, die erzählen was sie damals erlebt haben. Sehr interessant und gut gemacht! Da das Wetter dann doch besser wird, kucken wir uns noch die beeindruckende St. George’s Cathedral an, mit dem Labyrinth von Chartre im Hinterhof. Als wir wieder auf der Straße sind, sehen wir dort ganz viele Polizeiwagen und ein Demonstrations-Zug biegt um die Ecke. Da sind wir ja mal wieder richtig. Es sind Israeli, die für ihr Land demonstrieren. Hauptsächlich machen sie die USA dafür verantwortlich, was dort passiert. Vor dem Western Cape Parlamentsgebäude machen sie Halt und es werden Reden gehalten. Wir hören eine Weile zu und laufen dann zurück in Richtung Guesthouse. Abends gibt’s nochmal Spaghetti, quasi als Resteverwertung.
Fast den ganzen Samstag verbringen wir auf dem „Neighbourgoods Market“ in der „Old Biscuit Mill“, ein Tipp von Christin. Hier gibt es unzählige Verkaufs-Stände, an denen die leckersten Sachen angeboten werden. Selbstgemachte Marmeladen, aromatische Tees, Bio-Brotaufstriche, fruchtige Smoothies, Oliven, raffiniert belegte Brote, Waffeln, … wohin das Auge blickt. Wir wissen gar nicht wo wir anfangen sollen zu probieren! Wir entscheiden uns erst mal noch einen Blick in die nächste Halle zu werfen. Hier gibt es richtige Essensstände! Es gibt frische Austern, „Designer-Omlettes“ von den „Omlette-Boys“, Flammkuchen, Rump-Steaks, Paella, Crêpes, Döner, … Zwischendrin liebevoll dekorierte Tische… Eine vierköpfige Live-Band spielt (Balkan-Quartett)… Jetzt sind wir erst recht ratlos! Aber dann entscheiden wir uns, einfach mal überall zu probieren, wir sind ja schließlich im Urlaub! Zum Abschluss gibt’s noch einen Kaffee und dann fahren wir zurück in die Stadt, um ein interessantes Stadtviertel anzukucken: das Bo-Kaap, auch bekannt als Malayenviertel. Hier gibt es viele enge, steile Gassen, mit schlicht verzierten, doch sehr bunten Häusern und Moscheen. In diesem Gebiet leben die Nachfahren von im 17. und 18. Jahrhundert aus Indonesien, Sri Lanka, Indien und Malaysia verschleppten Sklaven. Da gutes Wetter ist machen wir noch einen ausgedehnten Spaziergang an der Promenade von Greenpoint entlang bis zum angeblich „am schönsten gelegenen Freibad der Welt“. Es liegt direkt am Ozean und man kann beim Schwimmen Schiffe vorbeifahren sehen oder in der Richtigen Jahreszeit Wale beobachten.
Am nächsten Tag machen wir uns bei optimalen Wetterbedingungen im Taxi auf nach Kirstenbosch in den Botanischen Garten. Im Taxi, weil wir von dort aus auf den Tafelberg laufen wollen und dann mit der Seilbahn auf der anderen Seite wieder runterfahren. Das erste Stück ist der „Skeleton Gorge“, es geht über Stock und Stein durch den Wald, eine schmale Schlucht hoch, die eigentlich ein Wasserfall ist, aber zur Zeit wenig Wasser führt. Zum Teil gibt es kleine Leitern und sonst ist Klettern angesagt. Insgesamt brauchen wir ca. 1 ½ h bis wir die ungefähr 700 Höhenmeter nach oben gekraxelt sind und die Aussicht auf Kapstadt genießen können. Etwa 5 min weiter kommt uns eine ca. 20-köpfige japanische Reisegruppe mit einheimischem Guide entgegen. Die Altersspanne der Japaner reicht ca. von 65-80 Jahren. Wie wollen die denn da runterkommen?!?!?! Rauf ist ja schon schwierig und anstrengend. Aber den Wasserfall runterklettern? Nee! Na, egal, nicht unser Problem. Ein Stückchen weiter ist Rastplatz, wo wir ein paar Kanadier treffen, die mit uns einer Meinung sind, was die Japaner angeht. Einer von ihnen hat wohl deren Guide gefragt, ob er wahnsinnig ist, mit den alten Leuten nach Kirstenbosch runter! Er kuckte wohl nur unglücklich und meinte: „Keine Ahnung, das war nicht meine Idee!“ Wir wandern also weiter in Richtung Seilbahnstation immer schön mit Blick auf Kapstadt. Nach weiteren 2 ½ h oben auf dem flachen Stück des Tafelbergs sind wir endlich da und fahren mit der Gondel nach unten. Von dort mit dem Taxi zurück. Schön war’s! :-)
Abends gehen wir wieder an die Waterfront, wo wir im Biergarten der Ferryman’s Tavern begleitet von einer richtig guten Coverband 1,2 kg Spareribs genehmigen. Auf dem Rückweg laufen wir am Greenpoint Stadium vorbei (hier spielten Jogi’s Jungs während der WM 2010 ja gegen Argentinien (4:0!)), die Straßen sind abgesperrt, überall sind Vuvuzelas zu hören. Wir fragen einen Jungen der vorbeiläuft, was denn im Stadion für ein Spiel ist. „Ajax against Kaizer Chiefs“ meint er. Hmmm. Ajax… Amsterdam? Er kuckt uns erst etwas ratlos an und erklärt uns dann grinsend, das Ajax die Mannschaft aus Kapstadt ist und die Kaizer Chiefs die Mannschaft aus Johannesburg. Alles klar. ;-) Dann machen wir noch einen Abstecher in die „Buena Vista Social Bar“, wo chillige Salsa-Musik läuft und wir den Abend bei Cocktails und einer Shisha (Kirschgeschmack… naja!) ausklingen lassen.
Am nächsten Tag ist Relaxen im schönen Garten des Guesthouses angesagt, leider ist der Pool ein bisschen zu kalt! Nachmittags gehen wir in den Pan African Market um Souvenirs zu kaufen. Aber wir können uns nicht entscheiden, ob wir nun lieber die Giraffe, das Hippo oder das Nashorn mitnehmen sollen… :-( Abends fahren wir in Richtung SeaPoint um bei einem Sundowner den Sonnenuntergang direkt am Meer anzukucken. Am Peninsula-Hotel sehen wir ein großes Schild „Sunset-Bar“. Na, das ist doch genau das Richtige für uns. Wir klingeln am Tor. Nachdem wir gesagt haben, was wir wollen wird auch gleich aufgemacht. Leider ist die Sunset-Bar im ersten Stock, mit Palmen davor und nicht wie erhofft auf dem Dach des Hochhauses. Wir stehen etwas unschlüssig herum, als eine Angestellte auf uns zukommt. Sie ist ursprünglich aus Karlsruhe, lebt aber schon seit 17 Jahren in Südafrika. Nach dem Hinweis, dass wir eigentlich den Sonnenuntergang vom Dach aus ankucken wollten, begleitet sie uns nach oben in den 9. Stock, wo eine unscheinbare Tür aufs Dach führt, eigentlich darf sie uns das ja nicht zeigen, aber weil wir’s sind… Na dann. Und von 18 – 19 Uhr gibt’s ein kostenloses Büffet im Foyer, inkl. Getränke, da können wir uns dann bedienen. Äh, wie? Kostenlos? Ja, meint sie, die Manager wollen da ein bisschen mit den Gästen plaudern und fragen, wie der Aufenthalt so ist. Aha. Alle Hinweise, dass wir ja gar keine Gäste des Hotels sind, werden ignoriert. Auch gut. Nach dem wirklich schönen Sonnenuntergang fahren wir mit dem Aufzug nach unten und eine weitere Angestellte bittet uns zum Buffet. Sieht echt lecker aus. Gut, bevor wir uns schlagen lassen, nehmen wir halt was. Wir setzen uns mit einem vollen Teller auf die Terrasse, bekommen noch ein Bier und ein Cola hingestellt. Wunderbar! Dessertbuffet gibt’s auch noch. Manchmal muss man einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. ;-) Satt und zufrieden fahren wir zurück ins Guesthouse.
Heute gibt’s ein Geburtstags-Frühstück für Liane (also, halt das gleiche wie immer, nur das Florian unaufgefordert den Kaffee und den O-Saft bringt! ;-))) ). Da das Wetter überhaupt nicht nach den versprochenen 20°C bei wolkenlosem Himmel und Sonnenschein aussieht, sondern eher nach 10°C mit einem Himmel in den Farben hellgrau bis dunkelgrau, fahren wir in den Vorort „Century City“ in den „Canal Walk“, ein riesengroßes Shoppingcenter (141 000 m²!!!). Tatsächlich kann man sich darin verlaufen und es gibt unzählige Shops mit allem was man nicht braucht. Da wir uns immer noch nicht entschieden haben, welches Tier wir nun in Holzform mit nach Hause nehmen wollen und wir auch noch ein Paket nach Deutschland schicken müssen, machen wir uns auf den Heimweg. Im Pan African Market entscheiden wir uns dann doch GEGEN die 2 m große Giraffe und nehmen dafür ihr Baby mit. (immerhin noch 1 m groß). Den Verkäufer bequatschen wir noch, dass er sie gleich verpackt und unser Zeug noch dazu. Damit haben wir uns den Weg zur Post gespart und können stattdessen noch einen Cocktail trinken gehen, zur Feier des Tages, bevor wir im „Marco’s African Place“ bei Live-Musik ein leckeres südafrikanisches Mahl zu uns nehmen…
Früh am Morgen fahren wir los zum Flughafen, wir haben genügend Zeit eingeplant, da wir noch das Auto zurückgeben müssen. Und das ist mal richtig dreckig! Aber die Rückgabe findet quasi im Dunkeln statt. Daher gibt’s zum Glück keine Probleme. Insgesamt sind wir in den 7 Wochen 8784 km gefahren! Check-In geht schnell und wir haben noch Zeit für ein kleines Frühstück und einen Kaffee bis zum Boarding. So werden wir auch (mit etwas Handeln) unsere restlichen Rand los.
Damit verabschieden wir uns vom afrikanischen Kontinent und fliegen weiter nach Südamerika, genauer gesagt nach Buenos Aires… Ab hier gibt es keinen wirklichen Plan mehr, mal sehen! ;-)
Hier das ganze Album:
Zum Abschied von Südafrika noch ein passender Song: