Gaucho-Reiten in Salta
Morgens kommen wir etwas gerädert in Salta an, kucken uns die Hostel-Empfehlung von Karin an, aber da gefällt’s uns nicht. Wir suchen also weiter und werden, nachdem wir einige Runden durch die Straßen gedreht haben, ein paar Meter weiter fündig: das Hostel „El Refugio“, die Managerin ist eine junge Argentinierin, die richtig gut Englisch spricht. Da wir mal wieder ziemlich Hunger haben gehen wir gleich los in die Stadt und essen zusammen eine Pizza Calzone. Sehr lecker, viiiiiiieeeel Käse! Danach machen wir Siesta… und planen dann unseren Aufenthalt in Salta.
Salta wird auch „La Linda“ – die Schöne – genannt, denn sie ist berühmt für ihre spanische Kolonialarchitektur in der Altstadt. Daher machen wir uns bei schönem Wetter und ca. 25° C auf, die vielen alten Gebäude und Kirchen anzusehen. Aber zuerst bringen wir eine Hälfte unserer Klamotten in die Wäscherei. Wird echt mal wieder Zeit! In Salta ist ziemlich viel los in der Innenstadt, es gibt eine schöne Fußgängerzone „Calle Alberdi“ und im Zentrum die „Plaza 9 de Julio“ mit Cafés, Eisdielen und Restaurants rundherum. Zum Mittagessen probieren wir die berühmten Empanadas, gefüllt mit Hackfleisch, Zwiebeln und Ei. Superlecker! Dann laufen wir in Richtung Busbahnhof, um uns nach Tickets in Richtung Chile zu erkundigen. Da wir aber die Pässe im Hostel liegen haben, müssen wir nochmal zurück, bevor wir die Tickets kaufen können. Die Fahrt geht frühmorgens los und abends ist man dann in San Pedro de Atacama, einmal über die Anden. Da das natürlich eine tolle Panoramafahrt wird, reservieren wir uns die Plätze ganz vorne oben (ist ein Doppeldeckerbus). Danach fahren wir mit der Gondel auf den San Bernardo, den „Hausberg“ von Salta, von dem man einen schönen Blick über die Stadt und zu den Anden hat. Arg viel gibt’s oben nicht zu erleben, deshalb machen wir uns bald wieder auf den Weg zurück in die Stadt. Jetzt wird’s bei Florian auch mal dringend Zeit für eine Rasur. Wir lassen das diesmal professionell im Barbershop erledigen – dauert fast ne halbe Stunde! Abends gehen wir mal wieder Fleisch essen. So gut wie hier kriegen wir das sonst nirgends mehr! Florian bestellt ein 500 g Steak (so stand es zumindest auf der Speisekarte) und Liane probiert „Llama Stroganoff“, auch sehr lecker. Was wir auf jeden Fall in Argentinien noch machen wollen, ist eine „Gaucho-Reittour“. Im ersten Reisebüro kann mal wieder niemand Englisch, also wieder raus, da rennt von der gegenüberliegenden Straßenseite ein junges Mädel über die Straße, wird fast noch von einem Auto überfahren, und fragt uns, ob sie uns helfen kann. Sie hat die Gaucho-Tour auch im Angebot. Wir denken uns, soviel Einsatz muss belohnt werden und buchen direkt für den nächsten Tag bei ihr.
Um 10:00 Uhr werden wir am Hostel abgeholt. Dabei sind auch noch Tine + Anne, zwei Mädels aus Dänemark. Zuerst geht es raus aus der Stadt, in die Berge und dann ins nächste Tal. Mitten im Nirgendwo ist eine kleine Ranch, wir werden gleich von „Negro“ begrüsst, dem süßen schwarzen Hund, 3 Monate alt. Und von „Rosalie“, der riesengroßen Ziege, die anscheinend gerade schwanger ist. Außerdem stehen ca. 10 Pferde auf der Koppel, zum Teil schon mit Sattel. Von uns aus kann’s losgehen. Wir warten aber noch auf ein paar andere Leute. Dann schwingen wir uns auf die Pferde (unsere heißen „Misky“ und „Carmelo“) und los geht’s im Schritt hinter unseren Gauchos „Gonzalo“ und „Milagro“ her. Im „Gaucho-Stil“, ganz lässig mit einer Hand am Zügel und einer Hand auf dem Oberschenkel. Echt schön so die Landschaft zu genießen. Viele Leute leben hier nicht, ganz vereinzelt sieht man eine Ranch und es gibt eine alte Kirche mit Friedhof drum herum. Irgendwann drehen wir um, wir kriegen auch Hunger und auf der Ranch gibt es gleich ein leckeres BBQ. Die letzten paar hundert Meter bis zur Ranch sind ziemlich flach, daher können wir mal Galopp ausprobieren! Elegant sieht das bestimmt nicht aus, was wir da machen, aber zumindest schaffen wir es oben zu bleiben. „Carmelo“ ist aber etwas faul und hat nicht so richtig Lust auf Galopp, er rennt nur die halbe Strecke und macht dann wieder langsam. Ganz schön anstrengend, unsere Hintern werden uns ganz bestimmt wehtun am nächsten Tag… Aber egal! Auf der Ranch ist schon der Tisch gedeckt, das Grillfeuer ist auch schon am Brennen. Milagro legt riesige Stücke Fleisch auf den Rost, außerdem Würste und Zucchini und Auberginen. Dazu gibt es gekochte Kartoffeln und Salat. Bis das Fleisch fertig ist, spielen wir mit Theresa und Gero, zwei anderen Deutschen und der Schwester von Milagro ein Spiel, bei dem man versuchen muss aus einiger Entfernung Münzen auf eine Art Tisch mit Löchern und Fröschen, die das Maul offen haben, zu werfen. Wer trifft, kann danach in der Schublade darunter die Punkte zusammenzählen. Wir sind grottenschlecht, deshalb lassen wir das bald wieder, außerdem ist dann auch das Fleisch fertig und wir stürzen uns hungrig darauf. Dazu gibt es Wein und Saft. Nach dem Festmahl geht es ein zweites Mal auf die Pferde. Liane bekommt diesmal „Margarita“ anstatt dem lahmen „Carmelo“. Jetzt geht es einen anderen Weg durch den Wald. Die Ausblicke sind wieder superklasse. Unten angekommen reiten wir noch zu der Kirche und auf dem flachen Stück lassen sich die Pferde dieses Mal nicht zweimal bitten, im Galopp loszupreschen! Wenn man mal herausgefunden hat, wie man sich am besten festhält, macht das richtig Spaß. Juhu! An der Kirche erzählt uns Milagro noch ein paar Geschichten zur Gegend, allerdings nur auf Spanisch wirklich ausführlich, auf Englisch wird es ziemlich kurz. Aber egal. Wir haben zumindest verstanden, dass genau hier General Güemes im argentinischen Unabhängigkeitskrieg aus dem Hinterhalt erschossen wurde. Zurück geht es wieder in vollem Galopp, nachdem zwei Hunde von der Nachbars-Ranch bellend angeschossen kommen, stürmen die Pferde geradezu los. Anhalten ist nicht. In vollem Karacho geht es zurück bis zur Ranch. Zum Abschluss gibt es noch ein kühles Bier und dazu frischgebackenes Brot mit selbstgemachter Marmelade. Sehr fein! Dann fahren wir mit Gonzalo wieder zurück nach Salta, er lässt uns am „Mercado Artesanal“ raus, die anderen zwei Deutschen wollen dort noch was einkaufen und wir brauchen ja auch noch ein Souvenir! Hier gibt es ein einer Art Haus ein Shop am nächsten, wo echte Handwerkskunst verkauft wird. Und nicht das massenhaft hergestellte Zeug aus den Touri-Läden. Wir kaufen ein Mate-Gefäß mit dazugehörigem Strohhalm. Dann fahren wir im Taxi zurück zum Hostel. Hunger haben wir nach diesem Mittagessen keinen mehr! Als wir ins Zimmer kommen vergeht uns aber eh der Appetit: Auf dem Tischchen im Zimmer hockt eine fette Kakerlake und begrüßt uns mit aufgeregt wackelnden Fühlern. Genauso aufgeregt scheuchen wir sie in den Flur und fangen sie mit einem Glas ein.
Heute ist ausschlafen angesagt! Dann suchen wir uns in ein sonniges Plätzchen in einem Café an der „Plaza 9 de Julio“, trinken einen Kaffee, essen eine Kleinigkeit und kucken einfach den Leuten zu, die vorbeilaufen. Gemütlich! Als uns das langweilig wird, schauen wir die restlichen Kirchen und Gebäude an und machen dann Siesta, da von 12:00 – 17:00 Uhr einfach alles geschlossen ist. Nach der Siesta gehen wir ein bisschen bummeln und kommen genau rechtzeitig zur Plaza, als ein Polizei-Orchester anfängt zu spielen. Sieht lustig aus, in ihren Uniformen. Es kommen noch altertümlich gekleidete Wachmänner zu Fuß und zu Pferd hinzu, die eine Art Quadrille vorführen. Da heute unser letzter Abend in Argentinien ist, beschließen wir, muss nochmal Fleisch her. Im „Dona Salta“ werden wir fündig. Sehr, sehr fein! Das werden wir wohl echt noch vermissen!
Am Morgen gönnen wir uns ein Taxi zum Busbahnhof, da unsere Rücken von dem ausgiebigen Reitausflug doch noch ganz schön strapaziert sind. Pünktlich um 7:00 Uhr fährt der Bus der Gesellschaft Andesmar los. Nach einer ganzen Weile fahrt landen wir allerdings erst mal in einem Busdepot, wo wir eine Weile rumstehen und dann in einen anderen Bus umsteigen müssen, weil der erste Bus wohl irgendein Problem hatte. Das fängt ja schon mal gut an… Dann geht es immer weiter in die Anden hinein, der Bus quält sich die steilen Straßen hinauf. Die Sonne knallt unbarmherzig durch die Scheiben. Die Landschaften sind echt spektakulär! Bunte Berge, kleine Dörfer und ab und zu mal ein Lama. Der Service im Bus ist mehr als mies. Aber wir haben uns vorher in weiser Voraussicht mit Keksen und Wasser eingedeckt…
Hier das ganze Album: