Road-Trip in die Kalahari
Um den Plan vom Road-Trip in die Kalahari umzusetzen, fahren wir erst mal bis Port Elizabeth, wo wir bei Heike und Heinrich (LuK-Kollegen von Liane) ein Auto unterstellen und uns mit reduziertem Gepäck mit einem Auto auf den Weg machen. Das Navi sagt uns ewige 1250 km voraus, einmal quer durch die Halbwüste Karoo, also wieder mal früh aufstehen (06:30 Uhr).
Am nächsten Morgen sieht das Wetter zwar schon besser aus, aber wir bleiben dabei: Die Kalahari ruft! Unterwegs staunen wir nicht schlecht, als Schnee am Straßenrand liegt. Ein seltenes Ereignis hier in der Karoo! Und noch etwas fällt uns auf: Etwas weiter im Norden hängen auf den Strommasten und an den Bäumen am Straßenrand zum Teil riesige Heuhaufen?! Die Erklärung: Das sind Nester des sozialen Webervogels, bis zu 300 Vögel leben hier „unter einem Dach“. Dank guter Isolation hat es im Nest nie unter 15° C oder über 30° C. Nach einer scheinbar endlosen Fahrt (mit einem Kaffee-Stopp in einem schnuckeligen Landhaus in Britstown) auf ziemlich guten Straßen, die zum Teil 30 km einfach nur geradeaus gehen, kommen wir gegen Abend in Upington an. Wir kriegen ein hässliches Cottage auf einem Campingplatz, die Leute sind auch voll unfreundlich, aber es ist günstig. Und wir wollen ja nur da schlafen und mal wieder früh aufstehen… Zum Abendessen suchen wir uns den gemütlichen Irish Pub aus, aber als bei der dritten Bestellung das dritte „Sorry, aber das haben wir heute nicht!“ kommt, reicht’s uns und wir wechseln ins „Le Must“ gegenüber. Laut unseren Reiseführern das beste Lokal in der Stadt, bzw. im ganzen Umkreis. Und das ist nicht übertrieben, wie wir feststellen! Wir genießen das mit Abstand beste Essen seit wir in Südafrika sind: überragendes Lamm-Curry und Springbock-Rumpsteak. Mmmmjam!
Das Navi sagt uns für den nächsten Tag bis ans Gate des Kgalagadi-Transfrontier-Parks: 246 km und über 10 h Fahrzeit. Ääääääähhh???? So lang haben wir für die mehr als 1000 km am Tag vorher nicht gebraucht! Das lässt auf superschlechte Straßen schließen… Na wunderbar! :-( Aber zum Glück kannte das Navi die neue Straße zum Gate noch nicht! :-) Nach nicht mal 2 h sind wir da und buchen uns für die erste Nacht im Camp „Mata-Mata“, direkt an der namibischen Grenze, ein (Yvonne & Raphael campieren in ihrem Zelt und wir kriegen ein Bungalow). Wir starten gleich, denn die „Straßen“ im Park sind Sandpisten und mit unserem Auto könnte das eine Weile dauern. Für alle Fälle lassen wir mal etwas Luft aus den Reifen, so sollte es besser gehen. Diesmal sehen wir viele riesige Vögel – Strauße natürlich, aber auch einige Kori Bustards und Sekretäre. Und überall sind haufenweise Springböcke – aber von irgendwas müssen die Löwen, Geparden und Leoparden ja auch leben! ;-) Die haben dazu noch die Auswahl zwischen Gnu, Hartebeest und vielen anderen Antilopenarten. Unter anderem der beeindruckenden Oryxantilope mit ihren bis zu 1,25 m langen Hörnern. Wunderschöne Tiere! Wir entdecken sogar eine ganz spezielle Art: einen Ohrring-x! ;-) Raphael arbeitet zuhause in der Schweiz als Bio-Lehrer und kennt sich sehr gut aus. Er weiß zu fast allen Tieren irgendwelche lustigen Details. Er will z.B. unbedingt den Honigdachs sehen, was uns zuerst wundert, da es doch sooooo viel interessanteres gibt…?! Die Erklärung: Der Honigdachs ist ein total größenwahnsinniges Tier. Er greift auch Tiere an, die sehr viel grösser sind als er, z. B. Löwen und Büffel, dann aber unterhalb der Gürtellinie. Nur der Honiganzeiger (ein kleiner Vogel) ist sein Freund. Der zeigt ihm, wo es die Bienenstöcke gibt. Der Honigdachs bricht dann den Stock auf und futtert sich voll, lässt dem Honiganzeiger aber genug übrig, dass der auch satt wird. Aber leider ist er nachtaktiv…
Kurz nachdem wir im „Was-gibt’s-wo-im-Nationalpark“-Heft gelesen haben, dass hier 40 Giraffen leben, biegen wir um eine Kurve – und direkt vor uns stehen alle 40 Giraffen auf einem Haufen! Inkl. zwei ganz „kleine“ Giraffenbabys, „nur“ ca. 2,00 m groß. Zum Vergleich: der Giraffen-Papa misst ca. 5,50 m…
Ca. 20 m vor dem Camp gibt’s Stau. Alles kuckt mit Feldstechern und vollem Kamera-Zoom in eine Richtung. Das bedeutet meistens: Raubkatzen wurden gesichtet! Wir sehen nur drei ahnungslose Springböcke herumlaufen. Wo ist denn nun die Katze? Und tatsächlich: gaaaaaaanz weit hinten sehen wir einen Geparden lauern! Aber zu weit weg um das gut beobachten zu können. Schade! Ein netter Herr im Auto nebenan gibt uns noch den Tipp, dass es sich um ein Weibchen handelt und im Gras direkt vor uns ihre Jungen auf sie warten. Aber wir sehen nix! Das Gras ist zu hoch und die Kleinen sind zu gut getarnt mit ihrem gefleckten Fell. Wir klettern unerlaubterweise halb aus dem Fenster um etwas zu sehen. Und tatsächlich. Keine 5 m vor uns sehen wir zwei kleine flauschige Köpfchen! Anscheinend ruft dann von irgendwo weiter hinten die Mama Gepard zum Abendessen und die Kätzchen stehen auf und laufen weg. Es sind sogar 4 Gepardenbabys! Die sind ja putzig! :-)
Ein paar Kilometer weiter sehen wir noch mehr Springböcke in einer flachen Grasebene weiden. Das passende Raubtier hat sich eine gute Angriffsposition am Hang gesichert: Eine Löwin. Sie sieht ziemlich hungrig aus, meint Raphael. Wir bleiben dort eine Weile stehen, aber sie wartet mit der Jagd wohl noch auf ihre Kolleginnen. Soviel Zeit haben wir leider nicht. Um 18:00 Uhr müssen wir im Camp sein.
Am nächsten Tag fahren wir einmal quer durch den südafrikanischen Teil des Nationalparks bis an die Grenze von Botswana, ins Camp „Nossob“. Hier ist leider bis auf den Campingplatz alles ausgebucht, d. h. uns erwartet eine kalte Nacht im Auto. Wir sehen diesmal viele Schakale und Löffelhunde, die haben gaaaaaaaanz große Ohren. Sehen echt lustig aus! Sonst haben wir nicht viel Glück mit den Tieren, wir sehen „nur“ das übliche: Springbock, Oryx, Gnu, Strauß. Das Camp ist sehr spartanisch eingerichtet. Es gibt nicht mal eine Küche! Zum Glück gibt’s im Shop Fleisch zu kaufen. Leider nur gefrorenes. Egal. Das Fleisch schmeißen wir auf den Grill, den wir mit unterwegs verbotenerweise gesammeltem Feuerholz anheizen. Von Heike haben wir uns in weiser Voraussicht noch zwei Decken ausgeliehen. Zum Glück! Wir ziehen quasi alles an, was wir dabei haben: Skiunterwäsche, Hose, zwei Paar Socken, T-Shirt, Pulli, Jacke, Schal, Mütze. Das Thermometer sinkt in der Nacht bis auf -6° C. Brrrrr! Und gemütlich ist sowieso was anderes. Aber irgendwie kriegen wir die Nacht rum. Um 5:30 Uhr setzen wir uns in den „Ausguck“ am Wasserloch (müsste eigentlich eher „Wasserwanne“ heißen!) um den Sonnenaufgang anzukucken. Bestimmt sind die Tiere alle ganz durstig nach dieser Nacht. Aber Pustekuchen! Ein Springbock kommt vorbeigehüpft, und sonst: Nix!
Nachdem Yvonne und Raphael dann auch aus ihren warmen Schlafsäcken gekrochen sind, fahren wir direkt los, wieder quer durch den Park zum Ausgang Gate „Twee Rivieren“. Diesmal haben wir mehr Glück mit den Katzen und sehen zwei Geparde direkt neben der Straße. Das sind echt tolle Tiere! Außerdem entdecken wir etwas weiter weg eine Hyänenmama, die faul rumliegt, während neben ihr die zwei Kleinen um ein großes Stück Aas kämpfen. Mahlzeit! ;-)
So, jetzt reicht’s erstmal mit Safari, wir fahren zurück nach Upington. Beschließen aber gleich, dass wir diesmal wo anders übernachten. Wir finden das nette „Strelitzia Guest House“, welches uns aber zu teuer ist. Die Angestellte ruft bei ihrer Chefin an, zwar auf Afrikaans, aber ein paar Worte verstehen wir doch. „Zwei nette Pärchen sind hier, arme Studenten, und die Hälfte vom Preis ist doch besser als nix!“ Ja, das finden wir auch. Und ein großes Frühstück ist sogar auch noch mit dabei! Was will man mehr?! Ah ja, gutes Abendessen natürlich. Uns zieht es wieder ins „Le Must“… Mmmmmh!
Hier das ganze Album: