Wings over Whales in Kaikoura
Leider macht uns das Wetter mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Nix wird’s mit der schönen Rückfahrt über die Halbinsel, dafür wird der Regen immer stärker je weiter wir in Richtung Christchurch kommen. Wir beschließen, durchzufahren nach Kaikoura, mit einem Abstecher zu den „Hanmer Springs Thermal-Pools„. Bei dem Wetter wohl das einzig Vernünftige! Vernünftig wäre es auch gewesen, genauer auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen der einzelnen Orte zu kucken. Denn nach einem kurzen Kaffee-Pause-Stopp in Culverden, dem einzigen Kaff weit und breit, hält uns kurz vor dem Ortsausgangsschild und ein paar Sekunden nachdem Liane zu Florian gesagt hat: „Ups, ich bin zu schnell!“ ein freundlicher Polizist an. Jetzt ganz unschuldig kucken und gleich den Führerschein finden! Und warten, während er in seinem Auto schreibt und schreibt… Er überreicht uns einen zusammengefalteten Zettel und meint: „It’s a big fine – take it easy!“ Wir falten den Zettel auf und können es kaum fassen: 300 NZD!!! (umgerechnet ca. 200 €). Wir haben ja mit einigem gerechnet. Aber damit? Wir sind echt geschockt. Das ist in Neuseeland aber auch total verwirrend mit den Geschwindigkeits-Limits! Innerorts gilt nämlich nie das gleiche Limit, mal 50, mal 60, mal 70 – je nach dem, ob da gerade Häuser sind oder nicht… Das soll echt mal jemand verstehen! Hoffentlich sind die Thermal-Pools das wert, es wird auf jeden Fall ein teures Bad! Als wir kurze Zeit später dort ankommen, geht vor uns gerade eine lärmende Schulklasse hinein. Zum Glück ist das Bad in zwei Bereiche geteilt: Einen ruhigeren mit den heißen Becken (26 – 42° C) und einen Bereich mit unterschiedlichen Rutschen. Liane ist nach dem Strafzettel-Schock eher nach Relaxen zumute, aber Florian kauft sich für 10 NZD unbegrenzte Rutsch-Rechte. Umsonst gibt’s echt nix! Man könnte sich auch für 28 NZD ( ca. 18 €) pro Nase einen privaten Pool mieten. Für eine halbe Stunde! Aber die im Eintrittspreis enthaltenen Pools sind auch ganz nett. Florian vergnügt sich zwischendurch in den verschiedenen Rutschen. Das Highlight ist die SuperBowl, eine Rutsche in der man in einem Reifen in einen riesigen Trichter geschleudert wird. Zum Aufwärmen kommt er dann immer wieder in die heißen Pools. Wir bleiben bis wir komplett durchweicht sind. Deshalb kommen wir dann auch erst um 21:00 Uhr in Kaikoura an. Die meisten Hostels sind entweder voll oder die Rezeption ist nicht mehr besetzt. Super! Und Essen wäre auch eine tolle Sache. In unserer Verzweiflung nehmen wir die erstbeste Cabina beim A1 Kaikoura Motels & Holiday Parks. Riecht zwar nicht gerade angenehm, aber immerhin ist es warm drin und es ist ja auch nur für eine Nacht. Der Pub hat zwar auf, aber es gibt nur noch Getränke. Wir finden ein paar Häuser weiter Don’s Asian Kitchen und überreden den Besitzer Don, doch noch nicht zuzumachen und uns einen „Famous Giant Burger“ zu kredenzen. Er und der zweite Koch, Dylan, verschwinden in der Küche und präsentieren uns 20 Minuten später stolz den unglaublichen Burger: 22 cm Durchmesser, 600 g Angus-Rind-Frikadelle, 1,2 kg sonstiges Zeug (Käse, Salat, Tomate, Soßen, …) Echt der Hammer! Wer es schafft, ihn ganz alleine zu vertilgen, darf sich auf der Wand verewigen. Aber da müssen wir passen! Wir schaffen das Monstrum zu zweit gerade so. Nebenbei zeigt Florian Don noch unseren Strafzettel und fragt ihn, was wir da unternehmen können. Er meint, wir sollen morgen zur Polizeiwache hier im Ort gehen und dort mit Barry reden. Dann kriegen wir bestimmt einen Rabatt. Er hat beim letzten Strafzettel nur 50% zahlen müssen…
"Famous Giant Burger" bei Don's Asian Kitchen
Liane hat für 9:00 Uhr einen Termin, es geht zum Whale-Watching. Aber dieses Mal aus der Luft! Juhuuu! Nennt sich „Wings over Whales“ und auf „bookme.co.nz“ gab es Sonderpreise! Florian hat keine Lust auf Wale, deshalb wird er kurzerhand im Pot Belly Café abgesetzt und Liane fährt alleine los. Am Flugplatz ist mal überhaupt nix los. Und als das Briefing über die Wale und die Sicherheit im Flieger beginnt ist immer noch niemand anderes da. Als der Pilot „Pete“ mit Liane schließlich auf eine schnuckelige Cessna 172 zusteuert, ist klar, dass das ein Exklusiv-Flug wird. Cool! Auf der Rückbank kann Liane schön auf beiden Seiten rauskucken. Es geht direkt raus auf das Meer. Hier gibt es einen Unterwasser-Canyon, der ca. 1 km vor der Küste steil abfällt, und schnell Tiefen von mehr als 1600 m erreicht. Durch diese besonderen Bedingungen wimmelt es hier nur so von Leben. Und von Futter für die Wale, deshalb hat man hier die wohl höchste Wahrscheinlichkeit weltweit, das ganze Jahr über Wale zu sehen. Pete steuert die Cessna über den Canyon, rechts, links, wieder zurück. Unten ist zwar ein Whalewatching-Boot zu sehen, aber leider kein Wal! Nach ca. 10 Minuten taucht tatsächlich direkt neben dem Boot ein Wal auf. Und was für einer! Ein Pottwal, ca. 17 m lang und um 50 Tonnen schwer. Der absolute Wahnsinn! Der dümpelt nun gemütlich 15 Minuten vor sich hin und erholt sich vom Jagen. Ab und zu sieht man die Fontaine aus seinem Blasloch spritzen. Pete dreht eine Runde nach der anderen über dem Wal. Und schon krümmt der Pottwal den Rücken, taucht senkrecht ab und ganz zum Schluss hebt sich majestätisch die Fluke aus dem Wasser… Juhu! Leider ist die Zeit für den Flug damit auch schon um und Pete fliegt zurück zum Flugplatz. In der Stadt fahren wir als erstes zur Polizei. Barry ist zwar da, aber leider doch nicht so locker drauf wie Don vorausgesagt hat, evtl. weil seine Chefin heute auch im Büro in Kaikoura ist. Daher wird es nichts mit dem „Strafzettelrunterhandeln“ und es bleibt beim Rat einen Brief zu schreiben an das Polizeipräsidium in Wellington. Dann kriegen wir vielleicht eine kleinere Strafe. Naja, ein Versuch war’s wert! Danach geht es weiter in Richtung Fur Seal-Kolonie. Kurz vorher machen wir einen Stopp bei „The Original Kaikoura Seafood BBQ“, einem kleinen Imbiss direkt am Strand. Hier gibt es frischen Fisch und Muscheln. Alles wird gegrillt. Wir entscheiden uns für Lachs, Jakobsmuscheln und Paua, auch Seeohren genannt. Die schönen Schalen gibt es hier überall als Souvenirs zu kaufen, und das müssen wir natürlich mal probiert haben! Das Fleisch der Paua ist schwarz, ziemlich fest, vermutlich weil es eher eine Schnecke als eine Muschel ist. Schmeckt alles echt super lecker! Vom Parkplatz am Ende der Straße laufen wir los, immer direkt am Wasser entlang. Bei Flut wäre das kaum möglich. Wir sehen den einen oder anderen Seelöwen relativ weit weg auf den Steinen herumliegen. Dann biegen wir um die Ecke und auf den Felsen direkt am Wasser liegt… äh… eine Kuh?! Diese allerdings ist ziemlich tot. Der Kopf ist quasi nicht mehr vorhanden, der schwarz-weiße Rest des Körpers ist dagegen erstaunlich gut erhalten. Unsere Theorie: Die noch recht junge Kuh weidet oben an der Klippe auf der saftig grünen Weide. Sie bändelt gerade so ein bisschen mit dem schmucken Stier an, der ein paar Meter neben ihr grast. Das wieder rum macht eine andere, schon etwas ältere, vermutlich langweilig braune Kuh rasend vor Eifersucht. Sie lockt den Stier unter dem Vorwand weg „Muuuuh, kuck mal, da drüben wächst leckerer Löwenzahn“… und gibt der Nebenbuhlerin einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten, worauf hin diese die Klippen hinunterstürzt und sich dabei das Genick bricht… oder so ähnlich. ;-) Wie dem auch sei, als wir um die nächste Ecke biegen, sehen wir dann auch endlich die Seelöwen ganz nah am Strand rum liegen! Ein paar blinzeln uns träge an und pennen dann weiter. Hier ist dann auch der Weg am Wasser zu Ende und wir gehen die Treppe hoch auf die Klippe. Florian will den Weg unbedingt noch bis zum Ende laufen um ein paar schöne Fotos zu schießen. Also holt Liane ihn dort mit dem Auto am Parkplatz auf der anderen Seite des Wanderweges ab und wir fahren nach Christchurch. Der erste Backpacker, den wir anfahren ist ausgebucht. Wir fahren weiter und merken, dass in Richtung Innenstadt viele Straßen gesperrt oder zu Einbahnstraßen umfunktioniert sind. Viele Gebäude stehen seit dem Erdbeben letztes Jahr leer wegen Einsturzgefahr, einige werden gerade abgerissen. Wir beschließen zur Touri-Info zu fahren. Aber wir kommen 20 Minuten zu spät, die machen schon um 17:00 Uhr zu. Also rufen wir die zwei oder drei Hostels an, die wir im Internet gefunden haben. Aber die sind entweder geschlossen oder voll. Letztendlich bekommen wir noch ein Zimmer im „YMCA„, ein Jugendzentrum mit angeschlossenem Hostel. Zwar etwas teurer als geplant, aber bevor wir ewig suchen oder wieder ganz raus fahren müssen… Für die anschließende Fahrt zum Einkaufszentrum ein paar Blöcke weiter brauchen wir insgesamt über eine Stunde, weil wir uns immer wieder verirren aufgrund der gesperrten Straßen. Schließlich kochen wir unsere Reste an Nudeln und Reis in der total überfüllten Mini-Küche. Man kann sich kaum umdrehen. Florian ergreift gleich die Flucht. Hätten wir das gewusst, wären die restlichen Sachen in der „Free Food-Box“ gelandet…
Größenvergleich Boot gegen Wal... unentschieden!
17 m lang, 50 Tonnen schwer... unglaublich!!!
Florians Lieblingsecke im Supermarkt
Hier das ganze Album: