Die Krüge… hoch!
Nach einer unruhigen Nacht sind wir pünktlich um 8:00 Uhr beim Frühstück. Es gibt Toast mit Spiegelei, Marmelade und Butter, Kaffee und Tee und sogar gebratene Nudeln mit Gemüse und grünes Curry mit Hühnchen und Reis. Und halbwegs gut schmeckenden Orangensaft. Für umgerechnet 50 Cent pro Person gibt es da echt nix zu meckern! Danach werden wir vom Shuttle zum Flughafen gebracht. Da wir nicht mehr so ganz viel Zeit in Laos übrig haben und diese nicht stundenlang im Bus verbringen wollen, fliegen wir die Strecke für 76 US$ mit Lao Airlines bis nach Phonsavan. Hier wollen wir uns vor allem die „Plain of Jars“ ankucken, die „Ebene der Tonkrüge“. Diese über ein großes Gebiet verstreuten Krüge wurden 1930 wiederentdeckt und es ist bis heute nicht ganz geklärt, was es damit auf sich hat. Hört sich interessant an! Es ist wieder der gleiche Flugzeugtyp wie von Luang Namtha nach Vientiane gestern. Nach einer halben Stunde Flug landen wir auch schon wieder. Mit dem Bus wären wir über zwölf Stunden durch die Berge gefahren. Ein Minivan nimmt uns mit in die Stadt. Der Fahrer spricht super Englisch und macht selbst auch Touren, war ja klar. Er hilft uns ein ganz nettes Hotel, das „Dok Koun Hotel“ zu einem guten Preis zu finden. Dafür will er später aber nochmal vorbeikommen und uns seine Touren vorstellen. Während Florian eMails abholt, geht Liane los um sich mal nach Preisen zu erkundigen für Touren zu den Tonkrügen. Als Verhandlungsgrundlage. Im Reiseführer steht was von ca. 12 € p. P. mit englischsprachigem Guide. Zwei im Reiseführer empfohlene Agenturen wollen laut Aushang aber 100 US$ mit Guide. Puh, hoffentlich finden wir noch jemanden, der mitgeht, dann wirds billiger. Ein paar Minuten später ist der Minivan-Fahrer wieder da und zeigt uns seine Tour-Optionen. Außerdem erzählt er, dass alle englischsprachigen Guides momentan im Krankenhaus mithelfen bei irgendeiner Hilfsaktion und er der einzige ist, der noch einen Guide besorgen kann. Nee, is klar! Und die Preise? Transport und Fahrer kosten 100 US$. Dazu nochmal 25 US$ für den Guide. Und Eintrittsgelder sind da noch nicht mal dabei. Bevor wir uns so über’s Ohr hauen lassen, mieten wir uns doch lieber für 10 Dollar einen Roller für einen Tag und fahren selbst. Um besser überlegen zu können, was wir machen sollen, gehen wir zum angeblich besten Inder der Stadt, „Nisha“, vermutlich auch der einzige! Hier treffen wir Yasni und Tajana aus Bayern. Wir unterhalten uns eine ganze Weile mit den beiden und essen nebenher. Echt lecker, ist wirklich der beste Inder bisher in Laos! Gegen Abend gehen wir noch ins „MAG Information Centre“ direkt neben unserem Hotel. „MAG“ steht für Mines Advisory Group. Diese Organisation bildet mit Hilfe von Fachleuten aus der ganzen Welt junge Laoten für die Kampfmittelbeseitigung aus. Im Center kann man sich über den „Secret War“ der USA informieren. Während des Vietnam-Krieges geriet Laos nämlich zwischen die Fronten und wurde zum am heftigsten bombadierten Land der Welt-Geschichte. In der Hochphase des Krieges, von 1964 – 1973, flog die USA unglaubliche 580 000 Luftangriffe, bei denen insgesamt 2,5 Mio. Tonnen Bomben abgeworfen wurden. Die meisten waren Raketen, die sich einige Meter über der Erdoberfläche öffneten und 630 tennisballgroße „Cluster-Bomben“ in einem großen Umkreis verteilten. Echt unglaublich! Es wird vermutet, dass ca. 30% der abgeworfenen Bomben Blindgänger waren, die jetzt noch überall in Laos herumliegen. Ziel der Amis rund um Phonsavan und im Süden, war die Zerstörung des „Ho Chi Minh Trail“ der zum Teil durch den laotischen Dschungel verlief und für die Kriegslogistik der Vietcong wichtig war. Das bedeutet es liegen noch unzählige Blindgänger, „UXO“ (Unexploded Ordnance) genannt, im Boden von Laos. Jeden Tag gibt es neue Verletzte oder Tote durch die Bomben, vor allem Kinder, die die kleinen ballartigen „Bombies“ finden und damit spielen. Auch die Reisbauern sind betroffen. Oft können sie nicht genug Reis für das ganze Jahr anbauen, weil sie sich nicht trauen weiteres Land zu bepflanzen, aus Angst vor den Bomben, die dort evtl. schlummern. Außerdem gibt es Infos zu den Ländern die mit Spenden helfen, die Bomben zu beseitigen. Die USA, quasi als Verursacher des Übels, haben sich bisher mit 40 Mio. US$ beteiligt. Eine vermeintlich große Summe, wenn man aber hört, dass die damals abgeworfenen Bomben PRO TAG 40 Mio. US$ gekostet haben, geht einem doch echt das Messer im Sack auf! Das ist doch wieder typisch „Weltmacht“ Amerika! Mit Gewalt überall einmarschieren um die eigenen „Interessen“ zu wahren und dann nicht aufräumen helfen. In den letzten Jahren wurden erst wenige Prozent der Fläche durch die MAG-Teams gesäubert. In dem Tempo wird es aber noch hunderte von Jahren dauern, bis Laos bombenfrei ist. Keine schöne Aussicht! Viele der neu ausgebildeten MAG-Leute sind junge Frauen, die in ihrem Dorf keine Alternative außer Landwirtschaft haben. So können sie sogar einigermaßen gut verdienen, aber es ist eben auch ein sehr gefährlicher Job. Krasse Geschichte, von der wir bisher eigentlich ziemlich wenig Ahnung hatten! Im Anschluss daran holen wir uns einen Kaffee und machen uns dann ans Fotos sortieren. Liane geht noch kurz ins Internet-Cafe und trifft auf dem Weg dorthin drei junge Leute, zwei Engländerinnen und einen Australier, die ebenfalls gerade eine Tour zu den „Plain of Jars“ buchen wollen. Zusammen kriegen wir dann einen annehmbaren Preis von 15 US$ pro Person ausgehandelt, incl. Guide, Eintritt und sogar noch eine Nudelsuppe zum Mittag. Da wird Florian sich freuen, dass er nicht kilometerweise Holperstrecken mit dem Motorroller fahren muss. Von der Aussicht war er nämlich alles andere als begeistert…
Da wir etwas zu spät aufstehen, gibt es zum Frühstück nur einen Kaffee und ein paar Kekse. Um 9:00 Uhr geht dann die Tour los, unser Guide „Lee“ wartet schon. Zunächst fahren wir ca. 16 km zur „Plain of Jar Site No. 1“, insgesamt gibt es über 52 solche Stellen, davon sind acht für Besucher von Bomben gesäubert und freigegeben. Aber man muss innerhalb eines weiß markierten Weges bleiben, denn außen rum wurde nur oberflächlich geprüft. Am Eingang steht ein Schild mit einer Info, wie viele Quadratmeter gesäubert und wie viele Bomben gefunden und entschärft wurden. Auf einer kleinen Ebene liegen ca. 20 Krüge unterschiedlicher Größe, weiter unten auf einem Feld weitere 300 und einige sind noch im umliegenden Gelände verstreut. Der größte hat einen Durchmesser von ca. 2,5 m. Unser Guide Lee erzählt, dass es zwei unterschiedliche Theorien gibt, wozu diese Tonkrüge, die aber aus Limestone oder Granit bestehen und nicht aus Ton, benutzt wurden. Die Einheimischen glauben, dass die Krüge vor langer Zeit zur Lagerung von Essen und Trinken genutzt wurden, um die Krieger zu ernähren. Die wissenschaftliche Erklärung ist, dass es sich um eine Art Urne handelt, in der die sterblichen Überreste der Vorfahren der Lao Theung, einer der größten Bevölkerungsgruppen in Laos, verbrannt wurden. Ein Rätsel ist jedenfalls nach wie vor, wie und wo diese riesigen, schweren Krüge entstanden sind und warum sie an so vielen verschiedenen Stellen liegen. Einige der Krüge sind auseinandergebrochen, entweder durch Bomben oder durch Umwelteinflüsse. Auf dem Gelände sind auch drei Bomben-Krater mit ca. 10 m Durchmesser, spärlich mit Gras und kleinen Büschen bewachsen. Wir machen einen Rundgang. Über einen Hügel mit schöner Aussicht laufen wir zurück zum Auto. Plötzlich hören wir einen dumpfen Knall. Naomi, eine der Engländerinnen, kuckt ganz erschreckt und fragt Liane, was das wohl war. Tja. Donner war es nicht. Lee meint, dass da gerade kontrolliert Bomben gesprengt werden. Auf dem Weg zur „Jar Site No. 2 + 3“ legen wir noch eine kurze Zwischenstation in einem kleinen Dorf ein, wo der „Lao Lao“, ein Whisky aus Reis hergestellt wird. In Fässern gärt der Reisbrei vor sich hin, nachdem er einen Tag eingeweicht und dann gekocht wurde. Zehn Tage dauert die Fermentation, dann wird der Brei wieder erhitzt und über Kondensation der Alkohol gewonnen. Es gibt drei Durchgänge, am Ende hat man dann einen 30 – 40%-igen Whisky. Die alte Frau, die das Zeug braut, macht das schon seit fast 60 Jahren. Wir probieren ein Gläschen, bis auf einen etwas seltsamen Nebengeschmack gar nicht so schlecht! Über staubig-matschige Holperpiste geht es weiter zur „Jar Site No. 2“. Am Eingang ist ein Restaurant, wo wir dann später auch unsere Nudelsuppe kriegen. Eine lange Treppe geht in Richtung Wald hoch, hier liegen ca. 20 Krüge. Teilweise im Würgegriff der Bäume. Während wir Fotos machen, hört man wieder eine Explosion. Wir fragen Lee, wie weit entfernt das ungefähr war, wenn man es in der Lautstärke hört. Er meint, so ca. 10 Kilometer entfernt. Dann fängt es plötzlich an zu regnen und wird immer stärker. Lee läuft los zum Restaurant, wir hinterher. Der Schlamm klebt mittlerweile zentimeterdick unter unseren Schuhen. So halb nass ist es auch ganz schön kalt und wir sind froh über die heiße Nudelsuppe, auch wenn sie etwas fad ist. Nach der Mittagspause fahren wir noch zur „Jar Site No. 3“. Als wir dort ankommen, kommt heute zum ersten Mal die Sonne raus. Über eine kleine Brücke und schmale Wege durch Reisfelder geht es einen knappen Kilometer, dann liegen ca. 50 Krüge vor uns. Unterschiedliche Größen, teils liegend, teils stehend. Auf einem Topf kann man mit etwas Fantasie eine Menschengestalt erkennen. Unser letzter Stopp ist bei den Überresten eines russischen Panzers, der im Krieg wohl auf eine Mine gefahren ist und dann hier im Gelände liegenblieb. Mittlerweile ist er komplett ausgeschlachtet, nur noch die Hülle rostet vor sich hin. Da die „Jar Site No. 1“ auf dem Heimweg liegt, überreden wir den Fahrer dort nochmal kurz zu halten, damit wir bei besserem Wetter nochmal ein paar Fotos machen können. Dafür will er aber extra Benzingeld (für 4 km Umweg!). Irgendwie gibt es hier in der Gegend nix umsonst. Nach dem Ausflug sind wir total platt und schlafen eine Runde. Und gehen später noch lecker laotisch Essen.
Jar Site No. 1 mit dem größten Topf von allen
Nachdem wir ausgeschlafen haben und das Wetter erstaunlich gut zu werden scheint, planen wir heute doch noch einen weiteren Ausflug zu machen. Etwas weiter entfernt gibt es eine Höhle und ein Hmong-Dorf, das auch als „Bomb-Village“ bekannt ist. Da Florian keine Lust hat insgesamt um die 120 km mit dem Roller zu fahren und wir uns vermutlich eh tausend mal verfahren würden, meint er, wir könnten doch einfach mit dem Tuk-Tuk fahren. Dann sieht man noch was von der Umgebung. Also winken wir das nächstbeste Tuk-Tuk heran, zeigen dem Fahrer auf der Karte wo wir hinwollen, sagen ihm noch die Namen der Höhle und des Dorfes. Er nickt. Ok, was soll der Spaß kosten? 200 000 KIP, ca. 20 €. Mit 15 € ist er auch einverstanden, also los. Da er unserer Meinung nach allerdings in die komplett falsche Richtung gestartet ist, lassen wir ihn gleich mal bei der Touri-Info anhalten, die schlauerweise 2,5 km außerhalb der Stadt in Richtung Flughafen liegt. Daran merkt man, dass hier nicht wirklich viele Touris herkommen. Immer wenn man mal jemand braucht, ist natürlich niemand da und sowas wie Karten von der Umgebung gibt es auch nicht. Aber ein Touri-Polizist ist immerhin da. Er kann ungefähr 10 Worte Englisch. Immerhin. Wie vermutet, hat der Tuk-Tuk-Fahrer rein gar nix verstanden, sondern nur genickt und wollte uns dann einfach zur „Jar Site No.1“ fahren, weil da ja anscheinend die meisten Touris hinwollen. Aber zu den Jars dürfen Tuk-Tuks soweit wir mitbekommen haben sowieso nicht legal hinfahren, da kann man nur selber mit dem Motorroller oder mit einer geführten Tour hin. Jedenfalls ist es wohl ziemlich ausgeschlossen, dass wir mit dem Tuk-Tuk dahin kommen, wo wir hinwollen und das auch noch zu einem einigermaßen akzeptablen Preis. Also lassen wir uns direkt zurück fahren in die Stadt. Da er ja auch einfach mal den Kopf hätte schütteln können, als Zeichen, dass er uns nicht versteht, sehen wir es nun nicht ein ihm den vereinbarten Preis zu zahlen. Wir halten ihm als Entschädigung einen kleinen Schein hin, den er aber nicht annehmen will. Sein Pech. Wir gehen zu der Agentur mit der wir gestern die Tour gebucht hatten und fragen nach einem Transport mit Fahrer. Ist dann zwar etwas teurer, aber das ist es uns nun wert, da wir in 15 Minuten starten können. Das ist mal flexibel! Der Tuk-Tuk-Fahrer lungert immer noch in unserer Nähe rum, als wir weglaufen um uns noch was zu Trinken zu kaufen, läuft er uns nach und wedelt mit 20 000 KIP, ca. 2 EUR vor unserer Nase herum. Geht’s noch, das ist ja wohl bissle viel!? Mit zwei EUR Benzin kann er ja fast einen ganzen Tag Leute herumfahren! Sehen wir nicht ein. Da wird er fast noch handgreiflich und will Steine nach uns werfen! Irgendwie ist das hier die erste Stadt in Laos in der wirklich jeder versucht die Touris so gut es geht abzuzocken und mega-hohe Preise angesetzt werden. Das haben wir in Thailand vor ein paar Jahren ab und zu auch schon mal erlebt, aber Laos war bisher echt anders. Schließlich merkt er, dass da nix zu holen ist und verschwindet. Mittlerweile ist auch der Fahrer da und wir können los. Das erste Ziel ist die „Tham Piu Cave“ ca. 67 km östlich von Phonsavan. In dieser Höhle suchten während des Krieges die Leute aus den umliegenden Dörfern Schutz vor den Luftangriffen. Eine einzelne Fliegerbombe traf aber punktgenau die Höhle und löschte innerhalb einer Sekunde 374 Menschenleben aus. Echt abartig! Was hatten diese armen Bauern denn mit dem Krieg zu tun? Überhaupt nichts. Wir fahren ein Stück zurück in Richtung Phonsavan, zu einem Hmong-Dorf, in dem die Leute Bomben-Teile zum Bau von Häusern benutzt haben. Mittlerweile ist wohl nicht mehr so viel zu sehen, weil das meiste an Händler verkauft wurde. Wir laufen durch das Dorf. Ein Zaun besteht fast komplett aus den Hälften großer Bomben-Hüllen. Die gleichen Teile ersetzen zum Teil die Holzstelzen von kleinen Vorratshütten. Oder sie dienen als Pflanz-Kübel für Knoblauch oder ähnliches. Unglaublich! Viel los ist im Dorf allerdings nicht, die Leute sind wohl fast alle auf dem Feld. Wir sehen viele Schweine, die einen dreieckigen „Holzkragen“ verpasst bekommen haben, damit ihre Köpfe nicht durch die löchrigen Holz-Zäune passen. Kreative Lösung… Dann fahren wir wieder zurück nach Phonsavan, wo wir wieder im guten indischen Restaurant essen. Nach einer kleinen Erholungspause gehen wir noch einmal ins MAG-Center, weil wir uns hier noch einen Film ankucken wollen. Leider kommt ein anderer als wir ankucken wollten, aber der ist auch nicht schlecht. Er heißt „Bomb Harvest“, also „Bombenernte“ und erzählt von der Arbeit des MAG-Teams, die die Bomben professionell beseitigt und die Leute, aber vor allem die Kinder, davon abhalten wollen, im Wald nach Bomben zu graben. Das ist mittlerweile ein Geschäft geworden, um relativ einfach Geld zu verdienen, denn es gibt viele Stahl-Händler, die den Bomben-Schrott aufkaufen. Der Film ist von 2001 und hat etliche Preise gewonnen. Schon der Wahnsinn, wie gerade die arme Bevölkerung immer noch darunter zu leiden hat und wie wenig man von diesen Ereignissen weiß!
Nachdem wir im Restaurant „Crater“ gefrühstückt haben, packen wir unsere Sachen und wollen zum Flughafen. Für das Taxi in die Stadt haben wir 20 000 KIP bezahlt. Jetzt soll die Fahrt mit dem Tuk Tuk gleich mal 50 000 KIP kosten. Die sind ja echt frech! Der dritte Fahrer, den wir fragen, fährt uns schließlich für 25000 KIP zum Flughafen. Hier ist einiges los, wir zählen außer uns 3 Touristen, der Rest sind Einheimische. Und die reisen irgendwie generell mit hunderten Kartons. Würde uns ja brennend interessieren, was da so alles drin ist! Die Sicherheitskontrolle ist mal wieder zum Kaputtlachen: Da steht ein Metalldetektor, nebendran ein Handgepäck-Scanner, der seit dem 07.02.2012 kaputt ist, wie ein Schild verkündet. Also muss man das Handgepäck in kleine Körbe auf dem Tisch daneben packen, welche dann von einem Mitarbeiter des Flughafens ohne irgendeine Kontrolle auf die andere Seite des Metalldetektors geschoben werden und dort kann man alles wieder in Empfang nehmen. Sehr effektiv! Mindestens so effektiv ist das offenstehende Tor durch das man direkt am Flughafengebäude vorbei auf das Rollfeld laufen kann. Mit leichter Verspätung starten wir in Richtung Hauptstadt Vientiane. Dieses Mal nehmen wir ein Tuk-Tuk zum Guesthouse „Mixay Paradise“. Obwohl es nicht ganz so heiß ist, wie vor ein paar Tagen, nehmen wir nun ein Zimmer mit Klimaanlage. Nach einem kurzen Erholungsschlaf sind wir fit und gehen ins „Joma Café“. Dann lassen wir uns im „White Lotus“ nochmal eine Massage verpassen. Heute nehmen wir beide die „Business Spezial“, weil diese Massage Liane letztes Mal so super gefallen hat. Sie ist wieder echt gut, aber irgendwie um einiges grober. Zum Abendessen gehen wir dann in ein Restaurant ganz in der Nähe unseres Guesthouses und essen zur Abwechslung mal thailändisch.
Heute ist unser letzter Tag in Laos, wir mieten uns nochmal einen Motorroller, da das mit Abstand die flexibelste und billigste Möglichkeit ist in der Stadt herumzukommen. Als erstes fahren wir zum „Patuxai“ Triumphbogen, scherzhaft auch „vertikale Landebahn“ genannt, da der hier verbaute Beton ein „Geschenk“ der USA war um den Flughafen für den Vietnamkrieg auszubauen. Etwas zweckentfremdet steht hier nun dieser Klotz von Triumphbogen. Für 30 Cent Eintritt kann man bis ganz nach oben steigen. Innendrin sind einige Ramsch-Souvenir-Läden untergebracht. Von oben hat man einen 360-Grad-Rundumblick über Vientiane oder zumindest die angrenzenden Gebäude. Wirklich schön ist das ja nicht hier oben! Also wieder runter und weiter zum „Wat That Luang“, dem Heiligtum Laos. Eigentlich ist das Ganze aber „nur“ eine goldüberzogene Stupa um die man einmal drum herumlaufen kann. Ein schönes Foto-Motiv, mehr aber auch nicht. Wir kucken noch die zwei umliegenden Tempel an und fahren dann zum riesigen Morning-Market, der aber eigentlich ganztägig ist und in dem es alles zu kaufen gibt, was man so braucht. Stände mit Früchten und Obst, Kleidung, Schmuck, Elektro-Geräte, kitschige Souvenirs, usw. In der noch größeren angrenzenden „Talat Sao Mall“ sind noch mehr solcher Läden. Ein ganzes Stockwerk ist von Juwelieren belegt. Echt krass. Wer kauft denn das alles, wo Laos doch so ein armes Land ist? Und von Markenschutz haben die hier auch noch nix gehört. Da gibt es offizielle Läden die gebrannte DVD’s verkaufen, die Cover werden direkt im Shop massenweise ausgedruckt und es gibt hier sämtliche nachgebaute Apple-Produkte, auf denen aber das Original-Logo und der dazugehörige Schriftzug ist. Und dann findet Florian doch tatsächlich einen Tempel im Reiseführer, den wir noch nicht gesehen haben. Das geht natürlich nicht! Also fahren wir hin um festzustellen, dass das wohl der langweiligste Tempel in ganz Vientiane ist. Also drehen wir gleich wieder um und machen uns auf die Suche nach dem „COPE Visitor Center“. Das ist eine Non-Profit-Organisation, die für Bomben-Opfer in Laos Prothesen anfertigt und in einem Reha-Zentrum die Leute auf ein Leben mit der Prothese vorbereitet. Hoffentlich können sie Prothesen besser als Wegweiser aufstellen, denn erst nach dem dritten Nachfragen und endlosem Herumgegurke finden wir das Center im hintersten Eck auf dem Gelände einer Klinik. Eine kleine Tour hat gerade begonnen, der Mitarbeiter gibt zuerst die uns mittlerweile schon bekannten Infos zu dem Krieg und den Bomben. Dann zeigt er einige Prothesen der Marke „Eigenbau“ meist aus Holz und/oder aus Bomben-Stahl-Teilen zusammengebastelt. Sehr unbequem und schmerzhaft zu tragen natürlich. Mittlerweile haben alle ehemaligen Träger angepasste Prothesen von COPE bekommen. Direkt daneben kann man sich eine Prothese an das Knie schnallen und damit eine Runde versuchen zu „laufen“. Außerdem gibt es an den Wänden Fotos und Geschichten von Patienten, die hier eine Prothese erhalten haben. Schon krass, über diese Schicksale zu lesen! Wobei fast genau so viele Patienten durch Bomben wie durch Verkehrsunfälle Gliedmaßen verloren haben. An einem Tisch sitzt ein ca. 20 Jahre alter Junge, dessen Arme in Stümpfen enden. Außerdem ist er blind. Er hört uns herumlaufen und spricht uns auf Englisch an. Woher wir kommen, wie wir heißen. Sein Name ist Phongsavath und er ist in einem Programm, das Bombenopfer ausbildet, damit sie in den Dörfern Aufklärung leisten können. Er kann auch einige Worte Deutsch, die er wohl von freiwilligen Helfern gelernt hat, die ab und zu hier sind. In einem kleinen Kino wird ein 15-Minuten-Film über die Arbeit und die Mitarbeiter von COPE gezeigt und ein Patient erzählt, wie er beim Reisernten mit der Hacke eine der kleinen Clusterbomben getroffen hat, welche sofort explodierte. Bis er schließlich im Provinzkrankenhaus war dauerte es einige Stunden. Aber er musste erst ins nächst größere Krankenhaus gebracht werden, bevor ihm geholfen werden konnte. Hier wurde dann sein rechtes Bein amputiert. Zu seinem Glück erfuhr sein Vater von COPE und so konnte er eine Prothese bekommen. Klar, ein bisschen Werbung für Spenden gehört natürlich dazu! Ganz krass ist dann noch ein kurzes Video-Interview mit den Eltern eines 9-jährigen Jungen der vor zwei Jahren zusammen mit zwei Schulkameraden schwer verletzt wurde, als sie mit den ballähnlichen „Bombies“ spielten, die einige Erwachsene Stahlhändler an der Straße liegengelassen hatten. Allerdings hatte er einen langsamen, qualvollen Tod, denn bis zum Hauptstadt-Krankenhaus, wo es Blutreserven und professionelle Hilfe gegeben hätte, war es zu weit und so brachten sie ihn wieder zurück ins Dorf, wo er schließlich starb. Der Mitarbeiter meint noch, dass durch die bessere Aufklärung die Zahlen der getöteten Personen durch Bomben in den letzten Jahren zurückgegangen wäre. 2010 waren es noch über 300, 2011 „nur“ noch 150. Aber das sind eben immer noch 150 zuviel! Die Hitze macht einen echt fertig, wir fahren zurück zum Guesthouse und gehen im „True Coffee“ einen echt sehr sehr guten Kaffee trinken. Liane in heißer Form, Florian eisgekühlt. Im Anschluss gehen wir ein letztes mal zur Massage ins „White Lotus“. Florian nimmt wieder die Lao-Massage, Liane probiert die Fußmassage aus, da ihr noch der Rücken von der Massage gestern wehtut. Heute geht es wieder etwas sanfter zu und wir können dann ganz entspannt zum Abendessen gehen. Heute wollen wir in das Restaurant „Makphet“, in dem ehemalige Straßenkinder ausgebildet werden als Koch oder Kellner. Unabhängig von der guten Tat wird das Essen aber auch hochgelobt. Und tatsächlich ist das was auf der Karte steht eher außergewöhnlich, aber zumindest das was wir uns aussuchen ist sehr lecker. Dazu gibt es fruchtige Saft-Kreationen, die man auch nicht jeden Tag findet. Ein echt gelungenes Konzept!
Pha That Luang - Das Nationalsymbol von Laos
Hier das ganze Album: